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News vom Landesfeuerwehrverband

Sonderfahrzeuge in den Dienst gestellt

Erstellt von Thomas Meier am 22.02.2012

Feuerwehren sind heutzutage moderne Dienst- und Serviceleister, deren Aufgabenbereich in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen hat. So sind Angehörige der Feuerwehren unbestritten als Profis zu bezeichnen, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten und Sachwerte zu schützen. Wenn Feuerwehren zu Schadensereignissen alarmiert werden, dann geht es oftmals um komplexe Einsatzsituationen. Brandbekämpfung, technische Hilfeleistungen nach Unwetterereignissen oder Gefahrgutunfällen verlangen seitens der Einsatzleitung sowie den eingesetzten Feuerwehrkräften schnelle Entscheidungen und rasches Handeln, dies stets unter Berücksichtigung der größtmöglichen Sicherheit, sowohl für die Betroffenen, als auch die Einsatzkräfte zu erfolgen haben.

Seit kurzem verfügen die steirischen Feuerwehren – nach entsprechenden Beschlussfassungen im Landesfeuerwehrausschuss – über sechs neue Einsatzleitfahrzeuge (ELF), welche im Rahmen eines kleinen Festaktes an die Vertreter der Bereichsstützpunktfeuerwehren von Landesfeuerwehrkommandant LBD Albert Kern und seinem Stellvertreter LBDS Gustav Scherz – im Beisein zahlreicher Bereichsfeuerwehrkommandanten – übergeben und in Betrieb genommen wurden.

Das Fahrzeug dient bei größeren Schadenslagen dem Einsatzleit- bzw. Führungsstab als Führungshilfsmittel und Kommunikationszentrale an der Einsatzstelle, um die eingesetzten Kräfte ortsunabhängig koordinieren zu können und ist Schnittstelle bzw. Bindeglied zwischen alarmierender Leitstelle und weiteren Einsatzorganisationen vor Ort.

Das, nach Vorgaben des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark gefertigte ELF ist ein Sonderfahrzeug, welches von einem eigenen Arbeitskreis in mehrjähriger Vorbereitung und Planung entwickelt wurde. Der Prototyp des ELF lief Anfang 2011 vom Band und ist bei der FF Eichfeld im BFV Radkersburg stationiert. Aufgrund der dort getroffenen Erfahrungswerte wurden geringfügige Adaptierungen vorgenommen, wobei die Grundausstattung aller sieben Fahrzeuge ident ist. Produziert wurden alle sieben ELF von der Fa. Iveco Magirus, stationiert sind sie bei der FF Mooskirchen (BFV VO), FF Deutschlandsberg (BFV DL), FF Zeltweg (JU), bei der FF Apfelberg (KF) sowie bei den Bereichsfeuerwehrverbänden Graz-Umgebung (Raaba) und Feldbach. Ein weiteres soll noch für den BFV Weiz folgen.

Dank entsprechender technischer Ausstattung ermöglicht das neue Fahrzeug dem Einsatzleitpersonal vor Ort wesentlich effizienteres und komfortableres Arbeiten. „Führungsfahrzeuge dieser Kategorie können nicht aus dem Katalog bestellt werden“, berichtet Landesfeuerwehrkommandant Albert Kern. „Die vielschichtige Technik aufeinander abzustimmen und die Raumaufteilung dennoch optimal zu gestalten, sind das Ergebnis einer durchdachten Planung, wo wir aus Gründen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit von Anfang an sehr genau darauf geachtet haben, was wir als notwendig und funktional erachten – und was nicht“, fährt Kern fort. Die Gesamtkosten eines Fahrzeuges inklusive der Beladung bzw. techn. Ausstattung belaufen sich auf 155.000 Euro, finanziert aus KAT-Mitteln. Die laufenden Betriebskosten werden vom jeweiligen Bereichsfeuerwehrverband getragen.

Die Notwendigkeit für Fahrzeuge dieser Art, welche auf Sicht eine Einsparung bei Kommandofahrzeugen verfolgt, zeigen nicht nur die umfassenden Katastropheneinsätze und komplexen Gefahrguteinsätze vergangener Jahre. „Großschadenslagen sind nicht planbar und immer eine besondere Herausforderung an alle beteiligten Einsatzkräfte. Eine koordinierende Schnittstelle zur effizienten Umsetzung von Führungsaufgaben zwischen alarmierender Leitstelle und den Einsatzkräften vor Ort ist unverzichtbar im Einsatzgeschehen. Technik und Kommunikationsmittel einsetzen zu können, die den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht, gibt sowohl unseren Kräften als auch der Bevölkerung die Gewissheit, Menschen in unserem Land in entsprechenden Gefahrensituation strukturiert und angemessen helfen zu können, ohne dabei das Budget aus den Augen zu verlieren,“ zieht LBD Albert Kern Resumee.

So stehen den Einsatzkräften im ELF an zwei Arbeitsplätzen moderne Kommunikationsmedien und Informationsquellen ortsunabhängig zur Verfügung, von wo aus einerseits notwendige Kommunikations- und Führungsmaßnahmen getroffen werden können und andererseits auch eine dementsprechende Einsatzkoordination und -dokumentation mit Lagekarten und Einsatztagebuch erfolgen.

 

Technische Details ELF

  • Fahrgestell: Iveco Daily 50C17V
  • Antrieb: 4x4
  • Aufbau-Hersteller: Fa. Iveco-Magirus
  • Motorleistung: 125kW/170PS
  • Zul. Gesamtmasse: 5.500 kg
  • Besatzung: 1+3

Ausgestattet mit einem Kommunikationsraum mit zwei Arbeitsbereichen und einem im Heck befindlichen Geräteraum.

Funkausrüstung

  • 2 Stk. Mobilfunkgeräte 4 m Band
  • 2 Stk. Mobile Digitalfunkgeräte
  • 1 Stk. Mobilfunkgerät 70 cm Band
  • 1 Stk. Mobilfunkgerät 2 m Band
  • 2 Stk. Handfunksprechgeräte 70 cm Band
  • 2 Stk. Handfunksprechgeräte 4 m Band
  • 2 Stk. Handfunksprechgeräte Digitalfunk
  •  Mobiltelefon mit Freisprecheinrichtung
  • Mobiles Outdoor Navigationsgerät
  • Antennenmast für die Aufnahme von 2 Antennen 4 m Band, 1 Antenne 2 m Band, 1 Antenne 70 cm Band, 2 Antennen für Digitalfunk
  • Aufzeichnungsanlage
  • Laptophalterung
  • Stromerzeuger 5,5kVA auf ausziehbarer Schiene

 

Das ebenfalls zur gleichen Zeit in den Dienst gestellte Atemschutzfahrzeug (ASF) ist ein Prototyp eines Spezialfahrzeuges, mit dessen Entwicklung ein Arbeitskreis im Jahr 2008 seine Arbeit aufgenommen hat. Dies vor dem Hintergrund von Einsatztätigkeiten bei biologischen und chemischen Gefahren.

So wird dieses Fahrzeug – neben der Tätigkeit bei (Groß)Brandeinsätzen – vor allem wichtige Unterstützung bei Gefahrguteinsätzen hinsichtlich der Luftversorgung für Gefährliche Stoffe Fahrzeuge (GSF) sowie deren Einsatzmannschaft bringen. Das ASF entspricht modernen Anforderungen einer wirtschaftlichen mobilen Füll- und Servicestation und trägt somit wesentlichen Anteil zur Sicherheit der eingesetzten Mannschaft als auch zum rascheren Einsatzerfolg bei - können doch u.a. mit dem eingebauten Atemluftkompressor Atemschutzflaschen direkt vor Ort befüllt werden.

Produziert wurde das Fahrzeug von der Fa. Iveco-Magirus, die Anschaffungskosten betrugen 320 TSD Euro. Finanziert wurde es ebenso aus KAT-Mitteln. Stationiert ist der Prototyp bei der FF Weiz, die laufenden Betriebskosten werden vom BFV Weiz getragen. In absehbarer Zeit ist geplant, zwei bis drei weitere Fahrzeuge für die gesamte Steiermark in Form regionaler Stützpunktfahrzeuge zu produzieren.

 

Technische Details ASF

  • Fahrgestell: Iveco Eurocargo 140E28
  • Antrieb: 4x2
  • Aufbau-Hersteller: Fa. Iveco-Magirus
  • Motorleistung: 205kW/279PS
  • Zul. Gesamtmasse: 14.000 kg
  • Besatzung: 1+2

 

Ausstattung

Einbaugenerator 35kVA, Atemluftkompressor mit heckseitiger Füllleiste 3x300bar und 3x200bar; Speicheranlage mit 4x 50 Liter/400bar Flaschen; Schnelleinsatzzelt; 3 Stk. Schlauchtrommeln 30m Atemluft-Verbindungsschlauch; Schlauchwagen mit 200 Meter Atemluft-Verbindungschlauch, 3 Stk. LPA, 9 Stk. ATS-Geräte 1 Flaschensystem 300bar.

 

Maßgeblich begleitet und koordiniert wurden die Entwicklungs- und Anschaffungsprozesse beider Fahrzeugtypen von der Abteilung Technik im Landesfeuerwehrverband Steiermark, unter der Leitung von ABI d.LFV Ing. Willibald Wurzinger mit seinem Team.


Bericht und Fotos

Thomas Meier


 

 

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