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News vom Landesfeuerwehrverband

Ausnahmezustand in weiten Teilen Österreichs

Erstellt von Thomas Meier am 04.06.2013

Nach den intensiven Regenfällen an den ersten beiden Junitagen, hat dies besonders im Bezirk Liezen zu zahlreichen Überflutungen und Vermurungen geführt. Auch in Niederwölz (Bez. Murau) trat der Wölzerbach über seine Ufer. Mit Wochenbeginn hat sich die Lage im Steirerland entspannt. Die Pegelstände der hochwasserführenden Traun und Enns zeigten sich rückläufig. In weiten Teilen Österreichs herrscht entlang der Donau zur Stunde jedoch noch große Angst vor der Jahrhundertflut.

Sonntagmorgen, 2. Juni 2013. Um zwei Uhr in der Früh heulten die ersten Sirenen im Bezirk Liezen. Die FFs Bad Aussee und Obertressen wurden zu einem Murenabgang am Grundlsee alarmiert. Es sollten in den kommenden Stunden noch viele weitere Alarme für die Feuerwehrkräfte aus ganz Liezen folgen. Besonders das Ausseerland und das Ennstal waren von diesen Starkregenereignissen betroffen, binnen weniger Stunden wurden über 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen. Traun und Enns traten stellenweise über die Ufer, kleinere Bäche ebenso. Straßen und Keller wurden überflutet. Durch die starken Niederschlagsmengen konnten die Böden das Wasser nicht mehr aufnehmen. Rutschungen traten auf, Muren gingen ab, so beispielsweise in Lupitsch. Feuerwehrkräfte des Ausseerlandes führten hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten Sicherungsarbeiten durch. Das Walchental, ein Seitental von Öblarn, nach einem Murenabgang gesperrt und auf einer Hütte eingeschlossene Personen mit einem Hubschrauber des Innenministeriums evakuiert werden. Der Bahnbetrieb im Ennstal musste aufgrund großflächiger Überflutung entlang der Bahnstrecke eingestellt werden.

Während die weit über 100 anfallenden Einsätze im Ausserland (Großraum Altaussee und Bad Aussee) in den späten Nachmittagsstunden erfolgreich abgearbeitet werden konnten, waren Sonntagnachmittag Dutzende Einsatzkräfte in Obersdorf gefordert, wo der Bauerngrabenbach nach einer Verklausung über seine Ufer getreten ist. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehrkräfte konnte Schlimmeres verhindert werden. „Dennoch sind ca. zehn Objekte von den Wassermassen betroffen, da sich der Bach, aus dem Hinterland kommend, seinen Weg durch das Ortszentrum bahnt“, wusste Landesfeuerwehrkommandant-Stv. Gerhard Pötsch zu berichten, der als zuständiger Bereichsfeuerwehrkommandant vor Ort war. Mit schwerem Gerät wurde versucht, die Verklausung zu beseitigen, Sandsack- und Schaltafelbarrieren schützten die Betroffenen des Elementarereignisses vor weiterem Schaden.Auch die Nachtstunden gestalteten sich unruhig. In Schladming ging eine Mure ab, in Trautenfels kam es zu weiteren Überflutungen.

Insgesamt standen im Bezirk Liezen rund 1.000 Feuerwehrmitglieder von über 70 Feuerwehren im Einsatz, um die Folgeerscheinung dieses Starkregenereignisses zu bekämpfen. Im Vergleich zu Restösterreich, ist die Steiermark an diesen Tagen „mit einem blauen Auge davon gekommen…“

Steirer Helfen Salzburger Feuerwehrkameraden

Sonntagabend (2.6.2013) wurden steirische Feuerwehrkräfte zur Katastrophenhilfe in das salzburgerische Oberndorf entsendet. Die Alarmierung erfolgte gegen 19:00 Uhr. Benötigt wurden vor allem Pumpen, da ganze Straßenzüge der Stadt bis zu zwei Meter unter Wasser standen. Die Salzach ist hier, als Folge der Starkregenereignisse der letzten Tage, am Wochenende über ihre Ufer getreten.

So wurden im Auftrag von Landesfeuerwehrkommandant ÖBFV-Präs. LBD Albert Kern durch den Landessonderbeauftragten für den Katastrophenhilfsdienst (KHD) im LFV Steiermark, Brandrat Fritz Reinprecht (BFV DL) sowie vom KHD-Bereitschaftskommandant der Steiermark, Brandrat Volker Hanny (BFV RA) – in Absprache mit den jeweiligen Bereichsfeuerwehrkommandanten - eine dementsprechende Mannschaft und das angeforderte Gerät zusammengestellt. Treffpunkt war um 21.00 Uhr in Lebring. Nach einer kurzen Unterweisung erfolge gegen 21:30 Uhr die Verlegung in das Katastrophengebiet, wo die Hilfskräfte nach rund fünfstündiger Anreise um 02:30 Uhr in Oberndorf eingetroffen sind.

Der rund 400 Meter lange Straßenzug „Alte Landstraße“, vom „Stille-Nacht-Platz“ bis zum örtlichen Schulzentrum „Watzmannstraße“ reichend, war das Einsatzgebiet der steirischen Florianis. Am Stille-Nacht-Platz stand das Wasser etwa zwei Meter hoch. Über einen Damm, auf dem die Einsatzkräfte positioniert wurden, konnten so mit den 35 mitgebrachten Pumpen pro Minute rund 70.000 Liter in die Salzach zurückgepumpt werden. Am frühen Vormittag war der Straßenzug wieder begehbar, es wurden von 03:00 bis 09:00 Uhr ca. 25 Millionen Liter Wasser bewegt. Danach wurde, in vier Gruppen aufgeteilt, überflutete Keller leergepumpt.

Der Einsatz für die steirischen Kräfte wird gegen 14:00 Uhr beendet, danach erfolgt die Rückreise. Insgesamt standen 28 steirische Kräfte mit zehn Fahrzeugen aus den Bereichsfeuerwehrverbänden Weiz, Deutschlandsberg, Radkersburg und Voitsberg im Katastrophenhilfsdienst.

Salzburgs Landesfeuerwehrkommandant, LBD Leo Winter, ließ es sich nicht nehmen und sprach - gemeinsam mit seinem Stellvertreter LBDS Hermann Kobler - den steirischen Helfern seinen persönlichen Dank und seine Anerkennung für die geleistete Kameradschaftshilfe aus. Für die steirischen Einsatzkräfte war die vorgefundene Lage auch keine alltägliche Situation, sie wurden von den örtlichen Einsatzkräften wie auch von der ortsansässigen Bevölkerung mit offenen Armen „als Engel in der höchsten Not“, wie eine Betroffene überwältigt äußerte, aufgenommen. Wenn auch müde und im wahrsten Sinne des Wortes „ausgepumpt“, waren die Steirer glücklich, hier kurzfristig wirklich effiziente Hilfe geleistet zu haben.

Stellungnahme zum KAT-Einsatz von HBI Ing. Klaus Gehr, FF der Stadt Voitsberg

Per E-Mail an den LFV übermittelt

Geschätzte Kameraden, ich habe mich gestern noch mit meinen Kameraden nach ihrer Rückkehr aus Salzburg über ihre Eindrücke und Erfahrungen unterhalten und darf dies in Kurzform weitergeben : Erfassung / Aufnahme in Lebring, Strukturierung des Zuges, Austausch der Daten ( Telefonnummern / Namen zwischen Einsatzleitung u. Grp. Kdt. ), Mot. Marsch nach Salzburg, Polizeieskorte in den Einsatzraum, Einweisung in den Einsatzraum, Vorbereitung des Einsatzes ( Zuweisung von Aufgaben ), Arbeitsbeginn und Versorgung waren nach Aussage "meiner Jungs" perfekt organisiert.

Mit dieser kurzen Vorlaufzeit einen Einsatz über diese Distanz ( ohne Vorerkundung etc. ) durchzuführen, ist sicher nicht einfach. Auch die Effektivität des Einsatzes wurde äußerst positiv gesehen, wir waren z. B. nach Bericht unseres Maschinisten mit unserem Stroma mit einer Dauerleistung von 60 kW durchgehend 9 Stunden in Betrieb - das heißt wir waren mit voller Kapazität mit unseren Pumpen ohne Stehzeiten durchgehend im Einsatz. Die Ausstattung unserer Mannschaft mit Verpflegung, Getränken, Reservebekleidung und einfachen Hygieneartikeln ( Seife, Papierhandtücher etc. ) wurde auch als ausreichend bezeichnet.

Insgesamt wurde unser Einsatz von der Bevölkerung und wir als Steirische Feuerwehren in Oberndorf äußerst positiv wahrgenommen und die Leute waren erstaunt über die rasche effiziente Hilfe von Einsatzmannschaften mit doch schon einem ziemlich langen Anmarschweg.

Gut Heil !

 

Presseinformation des ÖBFV vom Abend des 3.6.2013

18.900 Einsatzkräfte der Feuerwehren in Österreich im Einsatz Seit Freitag, 31.05.2013 haben starke Regenfälle zu zahlreichen Überschwemmungen und Vermurungen geführt. Die Feuerwehren in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich sind seither mit kleineren und größeren Schadenslagen konfrontiert. Weiters wurden in den letzten Tagen Vorkehrungsmaßnahmen für die erwarteten Szenarien, wie das Erreichen der Spitzen der Durchflußmengen auf den betroffenen Gewässern wie insbesondere die Donau und der Inn getroffen.

Von West nach Ost

Beginnend von Westen nach Osten ist Österreich seit Tagen von ständigen Regenfällen betroffen. Durch die starken Niederschlagsmengen können die Böden das Wasser nicht mehr aufnehmen und dadurch kam es zu Rutschungen und Vermurungen bzw. werden weiterhin erwartet. Kann man in Vorarlberg und Tirol bereits von einer Entspannung der Lage sprechen, so sind Salzburg und Oberösterreich noch immer stark betroffen. Die Feuerwehrkräfte in Salzburg werden mittlerweile von Kräften und Gerätschaften aus der Steiermark unterstützt. Hier sind seit 3.6.2013, 3 Uhr früh 10 Fahrzeuge mit 28 Mann mit Stromaggregaten und Hochleistungstauchpumpen aus den Bereichsfeuerwehrverbänden Deutschlandsberg, Weiz, Voitsberg und Radkersburg im Einsatz. Oberösterreich ist mit rund 500 Feuerwehren und 3.500 freiwilligen Kräften im Einsatz. Der Schwerpunkt liegt bei den Sicherungsmaßnahmen sowie der Sicherstellung der Infrastruktur. Seit Samstag, 01.06.2013 stehen die Feuerwehren in den betroffenen Gebieten im Dauereinsatz.Die Steiermark war gestern Sonntag, 02.06.2013 hauptsächlich im Gebiet des Ausseerlandes und des Ennstals betroffen. So waren am Sonntag 66 Feuerwehren mit 1.000 Mann tätig. In Niederösterreich wurden in den letzten 3 Tagen entlang der Donau Vorkehrungsmaßnahmen, wie der Aufbau der mobilen Hochwasserschutzanlagen, der Schutz von Gebäuden gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung gesichert. Im Mostviertel kam es am Sonntag im Bezirk Amstetten zu Überflutungen in den Gemeinden St. Valentin und Aschbach. In der Nacht auf Montag brach bei Wallsee ein Damm, welcher von den Einsatzkräften mit Sandsäcken gehalten werden konnte. Gefährdete Objekte wurden vorsorglich evakuiert. Im Bezirk Melk sind die Einsatzkräfte zudem stark beschäftigt Maßnahmen in der bereits überfluteten Altstadt von Melk zu setzen. In Niederösterreich rechnet man mit einer Verschärfung der Situation entlang der Donau in den nächsten Tagen. So wird anhand der hydrografischen Prognosen mit der Erreichung der Spitze von Dienstag auf Mittwoch gerechnet.

Hohes Potenzial an Feuerwehreinsatzkräften in Österreich

Aufgrund des engmaschigen Netzes an Freiwilligen-, Betriebs- und Berufsfeuerwehren steht in ganz Österreich ein effektiver Katastrophenschutz zur Verfügung. Die Ortsfeuerwehr, welche rasch und effektiv die Erstmaßnahmen setzt, wird von überregional aufgestellten Katastrophenzügen für mittel- und langfristige Einsätze österreichweit unterstützt. Einheiten aus nicht betroffenen Regionen bzw. Bundesländer, wie bspw. die südliche Steiermark, das südliche Niederösterreich, Burgenland und Kärnten stehen zur Ablöse bzw. verstärkten Unterstützung bereit. Damit zeigt sich gerade in einer Situation wie dieser, dass das Potential der 340.000 freiwillig engagierten Feuerwehrmitglieder in Österreich enorm ist. Durch dieses flächendeckende System sind die derzeitigen Einsatzabläufe bewältigbar. Zu den lokalen Einsatzkräften unterstützen Einheiten der Katastrophenhilfsdienste derzeit die Kräfte in Salzburg, Niederösterreich und Bayern.

Dank an Einsatzkräfte und Unternehmen

Großer Dank gilt allen Einsatzkräften für ihr unermüdliches Engagement. Für diese Einsatzbereitschaft stellen sie ihre Freizeit und ihren Urlaub in den Dienst der Sache. Aber auch all jenen Arbeitgebern die unbürokratisch Feuerwehrmitglieder von ihren Dienst freistellen darf Dank ausgesprochen werden. Nicht umsonst gibt es langjährige Forderungen von Seiten des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, dass strategische Vorkehrungen und Maßnahmen getroffen werden, wie bspw. die Entgeltfortzahlung für im Einsatz befindliche Feuerwehrangehörige. „Diese Entschädigungsleistung durch den Staat an Betriebe würde helfen, die Verfügbarkeit ehrenamtlicher Mitglieder dauerhaft abzusichern und hilft ungemein, finanzielle Belastungen für Arbeitgeber abzufedern“, betont der Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes Albert Kern. Zudem ist Präsident Kern stolz, so viele hoch engagierte und motivierte freiwillige Feuerwehrkräfte in ganz Österreich zur Verfügung zu haben, die bereits seit Tagen motiviert und gezielt ihre Arbeit leisten.


Bericht und Fotos: Thomas Meier und Franz Fink, Volker Hanny (3)


 

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