1. Grundkurs für Feuerwehrgeschichte an der FWZS

Erstellt von Martin Roschker am 13.11.2013

Der Lehrgang wird künftig einmal im Jahr stattfinden, was bedeutet, dass nunmehr auch das Sachgebiet „Feuerwehrgeschichte und Dokumentation“ als fester Bestandteil in das Lehrgangsprogramm an der FWZS integriert werden konnte. Die Teilnehmer des Lehrganges sollen die vielfältigen Aufgabenbereiche des Sachgebietes kennenlernen und über die ideelle wie praktische Bedeutung der Feuerwehrgeschichte für die Feuerwehr selbst, aber auch für die regionale Entwicklung im Allgemeinen informiert werden. Der Erwerb von Grundkenntnissen für den Aufbau, die Erweiterung und die Betreuung eines Feuerwehrarchives, den richtigen Umgang mit Quellenmaterial oder etwa die Erstellung einer Festschrift stellen einige der Schwerpunkte dieses Grundkurses dar.

Nach der Begrüßung durch den Lehrgangsbetreuer des ersten Kurstages, Schulleiter BR d. LFV DI (FH) Gerhard Grain, gab LSOB BR d.V. Mag Max Aufischer eine Einführung in das Aufgabengebiet eines Sachbearbeiters für Feuerwehrgeschichte und referierte über die Grundzüge der Entwicklung des steirischen Landesfeuerwehrverbandes. Danach widmete sich BI d.V. Mag. Florian Hell (BFV BM) in zwei Referaten den Themen Quellenkunde sowie Archiven, Museen und Bibliotheken in der Steiermark. OBI d. LFV Mag. Martin Roschker setzte sich im Anschluss daran in seinem Vortrag mit der Entwicklung der Rechtsformen der Feuerwehren bis zum heute gültigen Steiermärkischen Feuerwehrgesetz auseinander.

Nach dem Mittagessen des ersten Tages referierte Mag. Anja Weisi-Michelitsch vom Feuerwehrmuseum Groß St. Florian über Geschichte und derzeitige wie zukünftige Projekte des 1995 eröffneten Museums und gab Einblicke in die vielfältige Arbeit des St. Florianer Museumsteams. In Vertretung von BR d. ÖBFV Thomas Meier versuchte Mag. Roschker in einem weiteren Vortrag, die Schnittstellen zwischen der Feuerwehrgeschichte und der Öffentlichkeitsarbeit auszuloten und referierte im Anschluss daran über die Entwicklung von Auszeichnungen im Feuerwehrwesen. HBI d.V. Alois Gritsch (BFV DL) widmete sich in seinen Ausführungen den Themen Schriften und Währungen und beschloss, gemeinsam mit Mag. Hell, den ersten Kurstag mit einem Referat über die Erstellung von Festschriften.

Das Highlight des gesamten Lehrganges und Vormittagsprogramm des zweiten Kurstages stellte ein Ausflug in das Steiermärkische Landesarchiv in Graz dar. Nach einer Begrüßung durch Frau Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst erfuhren die Kursteilnehmer Grundlegendes über Geschichte, Aufgaben und Bestände des österreichweit größten Landesarchivs. Herr Mag. Franz Jäger, selbst ein ehemaliges Feuerwehrmitglied, referierte in einem anschaulichen Vortrag darüber, wo man Feuerwehrrelevantes im Landesarchiv suchen – und vor allem finden kann. Praktischerweise konnten sich die Lehrgangsteilnehmer nach Ende des Vortrages den Inhalt einiger Archivboxen aus den unterschiedlichen Sammlungen das Archives im Original ansehen, darunter eine Urkunde mit Sigel aus dem 15. Jahrhundert. Im Anschluss daran ging es mit Frau Dr. Schöggl-Ernst in den Keller des Landesarchivs, um einige Depoträume zu besichtigen und schließlich in den Räumlichkeiten der Werkstätte für Papierrestaurierung von Frau Mag. Petra Göbel begrüßt zu werden. Der praxisnahe Einblick – etwa in die Technik des Papierspaltens – wurde durch einen theoretischen Vortrag über die richtige Behandlung, Erhaltung, Konservierung und Verwahrung von schriftlichen Dokumenten abgerundet. Als letzter Referent sprach der Leiter des Studios für Reprografie und Medienkonvertierung, Herr Heinrich Kranzelbinder, über Entwicklung und Handhabung der analogen Fotografie sowie die Probleme der Archivierung digitaler Bilddateien, etwa in Hinblick auf Speicherkapazitäten und die richtige Wahl von geeigneten Bildformaten.

Es ist nicht alltäglich, dass solch hochkarätige Fachleute für die Teilnehmer eines Feuerwehrlehrganges zur Verfügung stehen und zudem äußerst praktische Einblicke in ihre tägliche Arbeit gewähren. Die freundliche Aufnahme und der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern des Landesarchivs hat sicherlich dazu beigetragen, eine möglicherweise vorhandene Scheu davor, das Archiv auch auf „eigen Faust“ zu besuchen, abzubauen. Die eindrücklichste Bestätigung für die Sinnhaftigkeit dieser „Außenveranstaltungen“ aber lieferte ein Kursteilnehmer selbst: HLM d.V. Franz Kaltenbacher von der FF Dechantskirchen (BFV HB) erkundigte sich nach den Vereinsakten seiner Feuerwehr, diese wurden umgehend ausgehoben und gesichtet und nach Abgabe eines Repro-Antrages konnten die Dokumente in Kopie noch am selben Vormittag mitgenommen werden!

 Nach der Rückfahrt nach Lebring und dem Mittagessen ging es mit einem Vortrag von Mag. Aufischer über das eigene Feuerwehrarchiv und die damit verbundenen Fragestellungen wie Archivordnung, Materialsuche und -beschaffung weiter. Das letzte Referat des Kurses hielt BR d.V. Rudolf Lobnig über die bewegte historische Entwicklung der steirischen Feuerwehr-Fachzeitschriften sowie die Herausforderungen der heutigen Zeit, auch trotz der harten Konkurrenz digitaler Medien ein ansprechendes Feuerwehr-Fachmagazin in Printform herauszugeben. Eine Lehrgangsreflexion samt Schlussdiskussion im Beisein von Ausbildungsleiter ABI d. LFV Ing. Josef Plank bildete den Abschluss des Grundkurses für Feuerwehrgeschichte.

Dank für die Etablierung dieses neue Kursangebotes im Lehrgangskalender gilt im Besonderen dem gesamten Schulteam unter Schulleiter BR . LFV DI(FH) Gerhard Grain, dem LSO für Feuerwehrgeschichte und Dokumentation im LFV Steiermark, BR d.V. Mag. Max Aufischer, dem Sachbearbeiter für Feuerwehrgeschichte und Dokumentation im Landesfeuerwehrverband, OBI d. LFV Mag. Martin Roschker, dem Team des Steirermärkischen Landesarchivs unter der Leitung von Landesarchivdirektor Hofrat Hon.-Prof. Dr. Josef Riegler, MAS sowie allen weiteren Referenten des Grundkurses. Für den Transport von Lebring nach Graz und retour gilt ein aufrichtiger Dank ZD Miguel Hüttmayer (FWZS) sowie OBI Dietmar Höfferer (BtF Brigl & Bergmeister) und BM Kurt Holler (FF St. Michael).

Bericht und Fotos: Mag. Florian Hell