KHD-Großübung im BFV Hartberg erfolgreich durchgeführt
Erstellt von Thomas Meier am 30.09.2014
Eine großangelegte Übung der Katastrophenhilfsdienst-Bereitschaft des Bereichsfeuerwehrverbandes Hartberg im steirisch-niederösterreichischen Wechselgebiet stand am Samstag, dem 27. September 2014, ganz im Zeichen der Waldbrandbekämpfung – vom Boden und von der Luft aus. Der KHD-Bereitschaftskommandant im BFV Hartberg, ABI Stefan Semlegger, hat dafür gemeinsam mit seinem Team eine äußerst ambitionierte, komplexe und fordernde Übung auf die Beine gestellt. Ziel der bisher größten KHD-Übung im BFV Hartberg war es, die Interoperabilität zwischen den Einsatzkräften und - organisationen, die Kommunikation, die Löschwasserversorgung über lange Wegstrecken, die Stabsarbeit, das Zusammenspiel mit Luftfahrzeugen von ÖBH und BM.I mit den Einheiten am Boden sowie das Fordern und Fördern der Feuerwehrkräfte zu beüben, um wertvolle Erkenntnisse für Einsatzaufgaben dieser Dimension zu erlangen. Insgesamt waren 807 Einsatzkräfte, über 100 Fahrzeuge und zwei Hubschrauber im Einsatz.
Übungsannahme und erste Maßnahmen
In den Nachtstunden auf den 27. September 2014 wurde die FF St. Lorenzen am Wechsel mit der Meldung „Feuerschein nördlich der Trahütten-Alm“ alarmiert. Wie von den erstanrückenden Feuerwehrkräften unter der Einsatzleitung von ABI Markus Allmer bereits auf der Anfahrt festgestellt werden konnte, drohte das großflächige Waldfeuer sich in Richtung „Vorauer Schwaig“ auszubreiten. Umgehend wurde für den Abschnitt 5 im BFV Abschnittsalarm gegeben.
Die Alarmierungsphase
Die Brandbekämpfung wurde umgehend über die Ostflanke vom Irrbühel sowie von Westen im Bereich der Dürnitzhütte aufgenommen. Da den örtlichen Einsatzkräften die herausfordernde Versorgungslage hinsichtlich Löschwasserressourcen in diesem Bereich bekannt ist, erfolgte in Absprache mit Bereichsfeuerwehrkommandant OBR Johann Hönigschnabl durch die Einsatzleitung der sofortige Entschluss, weitere Feuerwehrkräfte bzw. KHD-Bereitschaften zur großflächigen Waldbrandbekämpfung beizuziehen. So wurde seitens des Bereichsfeuerwehrkommandos die KHD-Bereitschaft Hartberg sowie der Flugdienst des Landesfeuerwehrbandes Steiermark zur Unterstützung angefordert. Zusätzlich erfolgte vom BFK Hartberg die Alarmierung der KHD-Bereitschaft Neunkirchen (NÖ) sowie die Anforderung von KHD-Zügen aus Weiz und Oberwart (Bgld.).
Übungsdurchführung mit Unterstützung aus der Luft
Unmittelbar nach der Alarmierung sämtlicher Einsatzorganisationen richtete der Führungsstab des Bereichsfeuerwehrverbandes Hartberg (BFÜST) im Rüsthaus der FF St. Lorenzen seine „Kommandobrücke“ ein. In Vorbereitung auf die eintreffenden Flugfahrzeuge wurde der Sportplatz der Volksschule St. Lorenzen gesperrt. Die Helikopter dienten im Übungsverlauf zunächst als wichtiges Unterstützungselement der Einsatzleitung, um eine umfassende Lageerkundung aus der Luft durchführen zu können. Nach dem Erkundungsflug des Einsatzleiters wurden die Einsatzabschnitte eingeteilt und die Züge alarmiert. Erstmals wurde im BFV Hartberg auch der Einsatz einer Drohne getestet. Ein Team der Montanuniversität Leoben fertigte Luftaufnahmen an, um dem Stab einen Überblick der Schadenslage aus der Vogelperspektive zu verschaffen. Im nächsten Schritt erfolgte der Einsatz der Flugfahrzeuge zum Löschwassertransport, um in unwegsamem Gelände eine gezielte Brandbekämpfung auch aus der Luft durchführen zu können.
Ein besonderes Augenmerk in der Phase der Übungsplanung wurde von ABI Stefan Semlegger auf das Zusammenspiel zwischen „Boden- und Lufteinheiten“ in der Waldbrandbekämpfung gelegt. Profunde Unterstützung wurde ihm hierbei von OBR Ing. Dieter Pilat, Landessonderbeauftragter für den Flugdienst im LFV Steiermark, zu teil, der über den gesamten Planungsprozess hinweg wertvolles einsatztaktisches Fachwissen hinsichtlich Aufbau und Umsetzung eingebracht hat. So richtet KHD-Bereitschaftskommandant ABI Stefan Semlegger einen besonderen Dank an den Flugdienst. „Dank der frühen Einbindung in die Übungsplanung konnte von den Übungskoordinatoren ein realistisches Einsatzszenario ausgearbeitet werden; das Zusammenwirken zu Boden und von der Luft aus war hervorragend, die Aufgabenstellung konnte bestens bewerkstelligt werden“.
Weiterführende Maßnahmen
Die KHD-Bereitschaft aus Neunkirchen hatte den Auftrag, die Löschwasserversorgung von der „Glaserluckn“ und „Steinerne Stiege“ bis zur „Vorauer Schwaig“ sicherzustellen. Dieser Einsatzauftrag umfasste mehrere Kilometer und musste zum Teil sehr schwer zu befahrendes Gelände überbrückt werden. Der Flugdienst des Landefeuerwehrverbandes installierte mit den eingesetzten Feuerwehrkräften auf der „Vorauer Schwaig“ einen Löschwasserbehälter mit 10.000 Liter Wasservorrat, um die Brandbekämpfung „von oben“ aufzunehmen. Die KHD-Bereitschaft Hartberg sorgte ebenso für die notwendige und ausreichende Löschwasserversorgung. Zusammen mit den Zügen aus Oberwart und Weiz wurde auch die Brandbekämpfung durchgeführt, dies von Ost/West und nördlich der „Vorauer Schwaig“.
Insgesamt erfolgte, aus Gründen der strukturierten Koordination, eine Unterteilung der Einsatzübung in drei Einsatzabschnitte. Der Einsatzabschnitt „Dürnitzer Hütte“ wurde von einem Teil der Feuerwehren des Abschnittes 5 (Mönichwald und Waldbach) beübt. Unterstützung kam hier von den Einsatzkräften der KHD-Bereitschaft des Bereichsfeuerwehrverbandes Weiz. Hier wurde auch eine weitere Übungsannahme eingespielt. Zwei Feuerwehrkräfte, so das Drehbuch, erlitten Verletzungen. Bergrettung, Flughelfer, Rotes Kreuz sowie die Seilgruppe der FF Pinkafeld waren hier besonders gefordert. Mittels Taurettung wurden die verletzten Einsatzkräfte aus dem Gefahrenbereich gerettet und zur weiteren Versorgung dem Roten Kreuz übergeben.
Der Einsatzabschnitt „Almweg“ wurde auch von einem Teil der Feuerwehren des Abschnittes 5 (St. Lorenzen, Vorau, Eichberg und Rohrbach/L.) beübt, dies mit Unterstützung der KHD-Bereitschaft Oberwart. Der Einsatzabschnitt „Vorauer Schwaig“ diente dem Flugdienst als Stützpunkt.
Fazit
Aus dem Bereichsfeuerwehrverband Hartberg, der die KHD-Übung organisiert und ausgerichtet hat, waren 316 Einsatzkräfte mit 42 Fahrzeugen im Einsatz. Zusammen mit den KHD-Bereitschaften bzw. Zügen aus Neunkirchen, Weiz und Oberwart sowie den Sonderdiensten waren 807 Personen mit weit über 100 Fahrzeugen und zwei Hubschraubern im Einsatz.
Für ABI Stefan Semlegger war diese Großübung bestens geeignet, um Führungsstrukturen – sprich, Führungsstäbe die im Sinne der Stabsarbeit mit der Koordination einer großen Anzahl von Einsatzkräften betraut waren – zu beüben. „Ich bin wirklich sehr dankbar, als Übungsbeobachter bei der KHD-Übung am „Stradnerkogel“ der Bereichsfeuerwehrverbände Feldbach, Radkersburg und Leibnitz am 20.09.2014 eingeladen worden zu sein. Die dort gewonnenen Erfahrungen im Aufbau von Führungsstrukturen mit drei(!) Führungsstäben wurden von mir noch kurzfristig und unverzüglich in die Übung am 27.09.2014 eingebaut – man lernt wirklich nie aus!“
So wurde, wie angeführt, bei der KHD-Übung des BFV Hartberg ein besonderes Augenmerk auf die Zusammenarbeit mehrerer KHD-Bereitschaften, oder zumindest Teile davon, gelegt. Einzelne Züge benachbarter KHD-Bereitschaften (OW und WZ) wurden vom BFÜST der KHD-Bereitschaft 47 (HB) geführt. Die KHD-Bereitschaft aus Niederösterreich wurde vom eigenen Führungsstab befehligt, es musste jedoch die Zusammenarbeit beider Führungsstäbe aus Hartberg und Neunkirchen bewältigt werden. Zusätzlich hatte der BFÜST der KHD-Bereitschaft 47 (HB) die Verbindungsoffiziere der befreundeten Einsatzorganisationen Bergrettung, Rotes Kreuz und der Spezialeinheit „Flugdienst“ des LFK Steiermark aufzunehmen.
Kräfte und Einheiten aus dem Bereichsfeuerwehrverband Hartberg, dem Bezirksfeuerwehrverband Neunkirchen, dem Bezirksfeuerwehrverband Oberwart, dem Bereichsfeuerwehrverband Weiz, vom Österreichischen Bundesheer, dem Bundesministerium für Inneres, dem Flugdienst des LFV Steiermark, der Bergrettung Waldbach, vom Österreichischen Roten Kreuz, von der Seilgruppe der FF Pinkafeld sowie von der Montanuniversität Leoben haben zum Gelingen der Großübung beigetragen. Detaillierte Erkenntnisse der Großübung werden in den nächsten Tagen und Wochen einer Evaluierung unterzogen und in Besprechungen und Übungen an die Einsatzkräfte weiter vermittelt werden.
Ehrengäste
Eine Übung in diesem Ausmaß ist keine alltägliche Situation. Davon konnten sich auch die Ehrengäste überzeugen, die zahlreich gekommen waren. So konnten u.a. der Probst des Stiftes Vorau Mag. Gerhard Rechberger, Dipl. Ing. Karl Reiß (Stift Vorau), Ing. Walter Unterberger (Stift Vorau), die Landtagsabgeordnete Waltraud Schwammer, Bezirkshauptmann Hofrat Mag. Max Wiesenhofer, Hofrat Dr. Kurt Kalcher (Amt der Steiermärkischen Landesregierung), der Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter des LFV Burgenland LBDS Hans Hatzl (Bezirksfeuerwehrverband Oberwart), die Bürgermeister Hermann Pferschy und Leopold Bartsch, Bezirkspolizeikommandant Oberstleutnant Martin Spitzer, Bezirksrettungskommandant ORR Reinhard Peinsipp, Vizeleutnant Josef Pfeifer (ÖBH), Brandrat Fritz Reinprecht (Landessonderbeauftragter für KHD), E-LFR Dietmar Lederhaas, Wolfgang Müller (BMI) sowie BI Christian Bauchinger (BOS-Sonderbeauftragter BFV Feldbach) und BI Dipl.Ing. Bernd Fößleitner begrüßt werden.
Text: Hans Peter Feichtinger, Stefan Semlegger, Thomas Meier
Fotos: S5 KHD-HB