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News vom Landesfeuerwehrverband

AC/DC rockt Europa – ein Konzert der Superlative in Spielberg

Erstellt von Thomas Meier am 03.06.2015

 

Die Stadtgemeinde Spielberg, mit ihren rund 5000 Einwohnern in einer idyllischen Landschaft im steirischen Bezirk Murtal gelegen, hatte im Mai 2015 mit einem Besucheransturm zu rechnen, der einmalig in der österreichischen Veranstaltungsgeschichte sein dürfte. Die rund zwanzigfache Personenanzahl der in Spielberg lebenden Menschen bahnte sich ihren Weg aus allen Himmelsrichtungen in die Obersteiermark. Grund dafür war das einzige Österreichkonzert der Kultrocker von AC/DC bei ihrer Europatournee 2015. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften sorgte vor, während und nach dem stimmungsvollen Konzert für die Sicherheit der über 100.000 Fans. Alleine von der Feuerwehr waren insgesamt 23 Fahrzeuge mit 150 Mann im Einsatz.

 

Gute Vorbereitung ist die beste Voraussetzung

Bereits Monate bevor die erste E-Gitarre auf der im Vergleich zum Publikumsgelände winzig erscheinenden Bühne ertönte, wurde eifrig an dem Sicherheitskonzept gearbeitet. Die Gesamtkoordination und Einsatzleitung aus der Sicht der Feuerwehr übernahm OBR Erwin Grangl, Bereichsfeuerwehrkommandant von Knittelfeld. Durch den in den letzten Jahren auferstandenen Red Bull Ring und die damit verbundenen Veranstaltungen in stets überdimensionalem Stil konnte er sich mit seinem gesamten Team bereits einige Erfahrungswerte zu Nutze machen. „Wir haben uns zusätzlich auch mit der Freiwilligen Feuerwehr in Wels zusammengesetzt. Dort war das letzte Österreichkonzert von AC/DC im Jahr 2010. Dort wurden allerdings nicht so viele Fans erwartet wie hier in Spielberg“, ergänzte Grangl.

Das Konzertgelände wurde südlich des Red Bull Ringes auf einer 150.000m2 großen Wiese errichtet und teilte sich in verschiedene Bereiche. In unmittelbarer Bühnennähe, dem sogenannten Wellenbrecher-Areal standen für die „echten“ Fans 5700m2 Platz zur Verfügung. Insgesamt 17.000 Personen waren in diesem Bereich zugelassen. Der Rest der Fläche bis hin zu den Eingangsschleusen stand den restlichen rund 90.000 Fans zur Verfügung. Neben Merchandising- und Versorgungszelten mussten auch unzählige Toilettenhäuschen errichtet werden. Für diese Stadt in der Stadt musste unter großem Aufwand eine komplette Infrastruktur eingerichtet werden.

Nachdem aufgrund der hohen Besucherdichte die Anreise der Camper bereits am Vortag einsetzte bzw. bereits ab den Morgenstunden mit Besuchern am Gelände gerechnet werden musste, bespielten zahlreiche Vorgruppen eine kleine Nebenbühne bereits ab 12:00 mittags außerhalb des offiziellen Konzertgeländes. So konnte auch der Besucherstrom, der gegen Abend hin immer dichter wurde, gebremst und die Eingangsschleusen entlastet werden.

Rund zwei Wochen vor diesem mächtigen Konzert hielten die zuständigen Feuerwehren eine großangelegte Einsatzübung gemeinsam mit dem Roten Kreuz ab. Ein Schwerpunkt dieser Übung war die aufgrund der Trockenheit bestehende Gefahr einer Waldbrandbekämpfung während des Konzerts. Auch beim Aufbau der Bühne, der rund eine Woche vor dem Konzert startete, half die Feuerwehr bereits mit. Teile der Bühne mussten für die entsprechende Stabilität mit tausenden Litern Wasser gefüllt werden.

800 Busse & 20.000 Parkplätze

Die wohl größte Sorge der Veranstalter und Einsatzkräfte war ein befürchtetes Chaos bei der Anreise. Es galt immerhin innerhalb kürzester Zeit 20.000 Fahrzeuge und 800 Busse zu koordinieren und für eine rasche Abfertigung zu sorgen. Zusätzlich verkehrten zahlreiche Shuttlebusse von den diversen Parkplätzen sowie dem nahegelegenen Bahnhof in Knittelfeld.

Bereits im Vorfeld wurde sehr viel Wert auf die Kommunikation gelegt. Über zahlreiche Medien wurden detaillierte Informationen über die vielen verschiedenen Anreisemöglichkeiten an die Fans gegeben. Eine eigens für diesen Zweck eingerichtete Webseite richtete eine Online-Umfrage ein, um herauszufinden, wann der Besucherstrom seinen Höhepunkt erreichen wird um dann diverse Stauschwerpunkte und Verzögerungen schon Tage vorher prognostizieren zu können. Um den Fans aus dem Ausland eine problemlose Anreise über verschiedene Routen anbieten zu können, wurde abgestimmt auf überregionale und nähergelegene Einzugsgebiete Anreiserouten detailliert ausgearbeitet und veröffentlicht.

Neben der Anreisemöglichkeit mit Sonderzügen, Bussen oder PKW wurde auch Werbung für einen Mitfahrgelegenheitsdienst gemacht. Mit dem Wohnmobil bzw. Wohnwagen war die Anreise bereits am Vortag möglich. Bis 10:00 am Veranstaltungstag konnten sich Camper einen Platz sichern. Dies entlastete zusätzlich die Abreise, da mit einer weiteren Übernachtung zu rechnen war.

Das Einsatzleitfahrzeug des Feuerwehrbereiches Knittelfeld war am Gelände des Red Bull Ringes stationiert. Über die Verkehrskameras konnten die anreisenden PKW und Busse beobachtet werden. Das befürchtete Chaos blieb weitgehend aus, lediglich am Autobahnknoten St. Michael hielt sich ein Stau mit konstant zwei Kilometern. Statt den erwarteten 30.000 PKW reisten 10.000 weniger an. Auch wenn diese Entlastung deutlich spürbar war, entwickelte sich dadurch eine neue Herausforderung: Improvisationstalent war jetzt bei der Anreise der Busse gefragt. Statt der angemeldeten 600 Reisebusse waren rund 800 gekommen. Die galt es nun unterzubringen. Die Zufahrt zu den Bus-Parkplätzen erfolgte über die Formel1 Strecke, die als überdimensionale Schleife fungierte und ein Wenden bzw. Reversieren der Busse verhinderte.

Das Aufgebot der Feuerwehr

Damit die Anreise nicht durch einen Unfall oder durch ein havariertes Fahrzeug langfristig negativ beeinflusst wird, wurden zwei Rüstlöschfahrzeuge sowie ein Wechselladerfahrzeug mit Kran abgestellt, um rasch an den entsprechenden Einsatzort (Landes- und Gemeindestraßen, S36 oder die zahlreichen Parkplätze) zu gelangen. Hierfür waren 16 Mann eingesetzt.

„Unsere erste und wichtigste Aufgabe war, das Gefahrenpotential zu erörtern. Dies war eindeutig die Hauptbühne und der Backstage-Bereich“, bringt OBR Grangl die Herangehensweise der Feuerwehr auf den Punkt. 42 Sattelschlepper, 15 Großbusse, zahlreiche Notstromaggregate sowie insgesamt rund 50.000l Treibstoff zogen das wachende Auge der Feuerwehr auf sich. Nicht zu vernachlässigen die gigantische Bühne mit einer enormen, nicht zu unterschätzenden Brandlast.

Das gesamte Areal wurde in zwei Zonen unterteilt. Die erste Zone bestand aus dem Bühnen und Backstage Bereich. Hier waren 21 Mann und vier Fahrzeuge fix positioniert. Als Löschwasserreserve wurden zwei Faltbehälter mit jeweils 10.000l Wasser in unmittelbarer Nähe der Bühne aufgebaut. Eine Zubringleitung von einem Hydranten war ebenso verfügbar.

Publikums-, Gastrobereich und Einlass bildeten die Zone zwei. Durch die besonders dichte Personenanzahl in diesem Bereich, griff die Einsatzleitung auf mobile Fußtrupps mit Löschwasserrucksäcken zurück. Insgesamt waren für dieses Areal 36 Mann mit zwei Fahrzeugen zuständig. Auch zwei „Löschquads“ zum raschen Transport von Einsatzmittel auf dem weitläufigen Gelände wurden eingesetzt.

Um die Feuerwehrkräfte koordinieren und anfallende Einsätze leiten zu können, wurde das Einsatzleitfahrzeug (ELF) mit zwei Mann besetzt. In unmittelbarer Nähe dazu vervollständigten fünf weitere Personen die Einsatzleitung. Eine abgesetzte Führungseinheit mit drei Mann wurde im Bereich des Bauhofes (im Festivalzugangsbereich) installiert. Von dort aus erfolgte auch die Überwachung des gesamten Geländes mittels zahlreichen Videokameras. So verfügte die Feuerwehr über 81 Personen und insgesamt 13 Einsatzfahrzeuge. Um die Wege zu den Parkplätzen ordnungsgemäß beleuchten zu können, waren für diese Aufgabe weitere zehn Fahrzeugen, zwei Stroma und 70 Mann notwendig.

„For those about to rock“

Bereits seit 40 Jahren begeistern AC/DC mit ihrer Musik alle Generationen. Über 200 Millionen verkaufte CDs sprechen für sich. Mit zehnminütiger Verspätung standen die Hardrocker begleitet von zahlreichen pyrotechnischen Effekten auf der Bühne und starteten ihr Hitfeuerwerk. Weitere Stationen der Tour sind übrigens klingende Destinationen wie London, Berlin, Paris, Madrid, Barcelona oder Stockholm... Die „Hardcore-Fans“ waren bei Beginn des Konzertes nun schon über acht Stunden am Gelände. Von weiteren vier Stunden Stehzeit konnte ausgegangen werden. Die angenehmen Temperaturen und der kühlende Wind waren vermutlich mitverantwortlich, dass die Einsatzzahlen des Roten Kreuzes nicht höher waren. Aus Sicht der Feuerwehr verlief die gesamte Veranstaltung ruhig und zufriedenstellend ab. „Wir hatten ein paar kleinere Assistenzleistungen, ansonsten aber keine groben Vorkommnisse“, fasst Einsatzleiter OBR Grangl den 20stündigen Einsatz zusammen.

Der Menschenstrom nach Konzertende floss vor allem stark zu den Busparkplätzen ab. Hier justierte die Feuerwehr spontan nach und beleuchtete die Wege mit Lichtmasten zusätzlich. Dass bei der Abreise lange Wartezeiten anfallen, wurde allgemein nicht angezweifelt. Dies bewahrheitete sich schließlich auch. Trotz der relativ großen Distanz zwischen dem Gelände, den PKW- und Busparkplätzen staute es sich in alle Richtungen. Lediglich die Camper konnten den Konzertabend gemütlich in ihren eigenen vier Wänden auf Rädern ausklingen lassen und schlafen, noch bevor der letzte Gast das Areal verlassen hatte.

Der Tag danach

Nach Dienstschluss der Einsatzleitung gegen 04:00 morgens war die Erleichterung deutlich spürbar. Wenige Stunden später ist von der Bühne nichts mehr zu sehen, der Abbau erfolgte noch in der Nacht. Insgesamt gibt es drei idente Bühnen für diese Tournee. Eine wird aufgebaut, eine weitere wird abgebaut und die dritte wird bespielt. Grund dafür sind die langen Aufbau- und Transportzeiten. Durch dieses System sind die Abstände zwischen den einzelnen Konzerten recht kurz. Bei nur einer Bühne könnte vermutlich nur alle zwei Wochen ein Auftritt absolviert werden. Die in nur wenigen Stunden nach Konzertende beginnende nächste Veranstaltung am Red Bull Ring fordert die Kräfte der Feuerwehren zwar erneut, laut OBR Grangl allerdings ohne besondere Aufregung: „Bei dieser Veranstaltung erwarten wir nur 25.000 Besucher. Das ist schon fast Routine...“


Text und Fotos: ABI d.ÖBFV Andreas Rieger


 

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