News vom Landesfeuerwehrverband
Das Ende von Europas gefürchtetster Todesstrecke jährt sich 2016 zum 25. Mal
Erstellt von Thomas Meier am 19.03.2016
Hunderte Tote, Tausende Verletzte. Das ist – über knapp drei Jahrzehnte hinweg – die gleichsam traurige wie blutige Bilanz einer der gefürchtetsten Straßenstücke Europas, umgangssprachlich Vielen auch als so genannte „Gastarbeiterroute“ bekannt.
Das enorme Verkehrsaufkommen – vor allem entlang des rund 250 Kilometer langen steirischen Abschnitts der Gastarbeiterroute – stellte nicht nur Anrainer und Migranten, sondern auch Einsatzorganisationen wie Feuerwehren, Rotes Kreuz und Polizei zwischen den späten 1960ern bis zum Ausbruch der Jugoslawienkriege im Jahr 1991 vor beinahe unbewältigbare Herausforderungen.
Eine Retrospektive auf die Zeit, die wohl den höchsten Blutzoll auf steirischen Straßen forderte, wurde am Samstag, dem 19. März 2016, im Rahmen eines Seminars für Feuerwehrgeschichte vorgenommen. Als Anlass diente die Tatsache, dass sich das Ende der „Todesstrecke“ im Jahr 2016 zum 25. Mal jährt.
Die Seminarinhalte wurden von BI d.V. Mag. Florian Hell in knapp einjähriger Vorbereitungszeit erarbeitet und im Entwicklungsprozess von BR d.V. Mag. Max Aufischer, LSOB für Geschichte und Dokumentation im Landesfeuerwehrverband Steiermark, begleitet. Grundsätzlich erwartete die SeminarteilnehmerInnen ein kurzweiliger, hochqualitativer, professionell aufbereiteter und informativer Mix aus Vorträgen sowie zwei Diskussionsrunden.
Den Auftakt bildete Samstagfrüh der Vortrag von Dr. Manfred Pfaffenthaler, der die Gastarbeiterroute als Thema seiner Doktorarbeit gewählt hat und zum Aspekt der „Arbeitsmigration und transnationale Mobilität am Beispiel der Gastarbeiterroute“ referierte. Ihm folgte Landesfeuerwehrinspektor BFR Michael Miggitsch, der in seinen Ausführungen die technischen Entwicklungen am Fahrzeug- und Gerätesektor skizzierte.
Im Rahmen der ersten Podiumsdiskussion gaben Franz M. Grabner (damals Neue Zeit), Hans Breitegger von der Kleinen Zeitung und BR d.V. Rudolf Lobnig (Blaulicht) einen tiefen Einblick in ihre journalistische Tätigkeit zur Zeit der Gastarbeiterroute und diskutierten mit Hell rege über die medialen Herausforderungen der Vergangenheit sowie ihre persönlichen Erinnerungen an Begebenheiten entlang der „Todesstrecke“.
Univ.Lektor ELFR OSR Dr. Otto Widetschek, einstiger Leiter der Feuerwehrschule, ging in seinen Ausführungen auf das zu dieser Zeit notwendige „neue Lernen“ im steirischen Feuerwehrwesen hinsichtlich Technik (hydraulischen Rettungsgeräte) und die Entwicklungen des Schadstoffdienstes ein.
Neben der Ergebnispräsentation einer themenspezifischen Umfrage in der Feuerwehrwelt, die von Hell durchgeführt wurde, ist den über 50 Teilnehmern – auch anhand von ORF-Archivmaterial – die Dramatik dieser Zeit in Erinnerung gerufen worden.
Den Abschluss dieses kurzweiligen Seminartages bildete eine Gesprächsrunde mit Zeitzeugen von Feuerwehr, Rotem Kreuz und (damaliger) Gendarmerie. Als Gesprächspartner standen Mag. Hell dafür HBI Harald Zefferer (FF Stainach), Josef Strimitzer aus Stainach (Gendarmerie), Ehren-Landesfeuerwehrarzt Dr. Klaus Koroschetz (FF, RK), Heinz Kapellari aus Bruck (RK) sowie Altbürgermeister sowie ehem. Klubobmann der SPÖ Steiermark, EHBI Franz Trampusch, Rede und Antwort.
Harald Zefferer, langjähriger Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stainach, brachte es im Zeitzeugengespräch treffend auf den Punkt: „An so einem Tag wie heute, am Beginn der Osterferien, hätten wir wieder mit Sicherheit viel zu tun gehabt, da musste jeder von uns da sein.“ Denn zu Beginn der Osterferien – und nicht nur da – wälzte sich über Jahre hinweg eine Blechlawine in Richtung Süden. Der damalige Wunsch vieler Arbeitsmigranten, ihren Urlaub in der Heimat zu verbringen, blieb dabei unerfüllt. Hundertfach.
Text und Fotos: Thomas Meier, Florian Hell
Galerie