Das steirische „Feuerwehrwehrparlament“ tagte in Ilz
Erstellt von Thomas Meier am 25.06.2016
109 von 138 Stimmberechtigten aus allen Bereichsfeuerwehrverbänden des Landes – und viele geladene Gäste – haben sich, parallel zum 52. Landesfeuerwehr-Leistungsbewerb, Samstagvormittag im Sportsaal der Neuen Mittelschule in Ilz zum „132. Landesfeuerwehrtag“ zusammengefunden.
Der so genannte „Landesfeuerwehrtag“ ist das höchste Organ der steirischen Feuerwehren. Gemäß dem Steiermärkischen Landesfeuerwehrgesetz obliegt dem Landesfeuerwehrtag unter anderem die Entgegennahme des Berichtes des Landesfeuerwehrkommandanten und des Landesfinanzreferenten. So wurde in Anwesenheit von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landesrat Anton Lang – der in Vertretung von Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Michael Schickhofer Mag. Michael Schickhofer zugegen war, Feuerwehrvizepräsident Armin Blutsch – sowie vielen weiteren Ehrengästen aus den Bereichen Politik, öffentlichem Leben und Einsatzorganisationen, das Berichtsjahr 2015 bilanziert. Ferner wurden diverse Anträge, wie beispielsweise der Rechnungsabschluss oder die Verleihung eines Ehrendienstgrads, einer Beschlussfassung zugeführt. Sämtliche Beschlussfassungen erfolgten einstimmig. Auch wird der Landesfeuerwehrtag dazu genutzt, verdiente Bereichsfeuerwehrkommandanten, Feuerwehroffiziere oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu ehren. Nach der Eröffnung des 132. Landesfeuerwehrtages durch Feuerwehrpräsident Albert Kern, der Begrüßung der Ehrengäste, dem Feststellen der Beschlussfähigkeit sowie dem Totengedenken stand zunächst der Bericht des Landesfeuerwehrkommandanten an der Tagesordnung.
Bericht des Landesfeuerwehrkommandanten
In seinen Ausführungen ging Kern u.a. auch auf „brennende" Themen der letzten Wochen und Monate – wie z.B. die Registrierkassenpflicht – ein. „Kehren wir nun von Vergangenem in die Gegenwart zurück. Es ist ok, dass uns gewisse Dinge nicht gefallen. Auch was die derzeitige Euro 2016 in Frankreich betrifft. Ist es für die einen das Ausscheiden der Österreicher in der Gruppenphase, so ist es für andere die ruppige Performance so mancher Spieler. Immer wieder derbe Fouls, welche die Gemüter am Platz, im Stadion oder sonstwo erhitzen. Um gleich im Fußballer-Jargon zu bleiben: als böses Foul an uns wurden zum Start der Festsaison die Bestimmungen zur Registrierkassenpflicht empfunden. Diese hat viele Gemüter mehr denn je erhitzt. Die Frage, die sich viele Feuerwehrmitglieder stellten war, wie dieses Foul auch nur annähernd mit der gesetzlichen Verpflichtung zur Mittelbeibringung durch die Feuerwehren in Einklang zu bringen sei. So mancher Verantwortungsträger drohte bereits damit, seinen Rock an den Nagel hängen zu wollen. Selbiges Foulverständnis gilt natürlich analog für die geplante Bürokratisierung der Spendenerfassung. Die jüngsten Justierungen im Ministerrat bringen für Feuerwehren jedenfalls keine Schlechterstellung. Im Gegenteil. Das 72-Stunden-Limit sorgt durchaus für eine gute Flexibilität. Und das ist gut so, ist sehr begrüßenswert. Jedoch: anderen wiederum bringt die Nachbesserung eine Gleichstellung. Das berühmte Haar in der Suppe ist in diesem Zusammenhang für mich, dass ebendort keine gesetzliche Bestimmung zur Mittelbeibringung besteht“.
Ferner unterstrich der steirische Landesfeuerwehrkommandant in seinem Bericht, der mit drei Kurzfilmen untermauert wurde, die Notwendigkeit jeder einzelnen Feuerwehr im Land. „Wir sehen: Ohne Feuerwehr geht es einfach nicht. Allzu oft sind wir aber Mädchen für Alles. Fakt ist, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine – oder gar keine – Alternative zu uns gibt. Vor allem im ländlichen Bereich“.
Weiterführend berichte Kern auch vom dringenden Sanierungsbedarf der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Steiermark. „Das Gebäude der FWZS ist über 40 Jahre alt und nicht mehr am Stand der Technik. Eine bereits durchgeführte Erhebung hat gravierende Mängel an der Bestandssubstanz, beim Brandschutz und bei den elektrischen Anlagen bestätigt“.
Beschlüsse
Danach stand der Rechnungsabschluss für die insgesamt fünf Buchhaltungen des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark für das 2015 auf dem Programm. Dieser wurde von Landesfinanzreferent Landesfeuerwehrrat Bgm. Engelbert Huber ausführlich erläutert. Ebenso umfassend wurde den Anwesenden der Bericht der Rechnungsprüfer von OBM d.V. OAR Walter Pichler dargelegt. Dabei wurde von ihm, namens der Rechnungsprüfer, „die tadellose Buchhaltung sowie eine, den Gesichtspunkten von Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit entsprechende Mittelverwendung“, bestätigt. In der darauffolgenden Abstimmung wurde der RA 2015 einstimmig angenommen. Gleiches gilt für die Entlastung des Landesfeuerwehrkommandanten, seines Stellvertreters, des Landesfinanzreferenten sowie des gesamten Landesfeuerwehrausschusses.
In seiner Sitzung vom 2. Juni 2016 hat der Landesfeuerwehrausschuss den einstimmigen Beschluss gefasst, beim Landesfeuerwehrtag den Antrag, Herrn Brandrat a. D. Robert Klampfl den Dienstgrad „Ehrenbrandrat“ zu verleihen, einzubringen. Kamerad Klampfl hat im November letzten Jahres sein 65. Lebensjahr erreicht und nahm damit als langjähriger, erfolgreicher Landesbewerbsleiter Abschied von der Bewerbsbühne. In Würdigung seiner Leistungen um das steirische Bewerbswesen bzw. um das steirische Feuerwehrwesen wurde dem Antrag einstimmig stattgegeben.
Ebenso einstimmig wurde in Folge der Antrag angenommen, den Termin des Landesjugend-Leistungsbewerbes im Jahre 2017 in Judenburg zu verschieben, da es sonst zu einer terminlichen Überschneidung mit der Internationalen Feuerwehrweltmeisterschaft des CTIF in Villach gekommen wäre.
Im Anschluss erfolgte vor den Stimmberechtigten die Präsentation und Beschlussfassung über den Ort und den Termin des 134. Landesfeuerwehrtages im Jahr 2018, des 54. Landesfeuerwehr-Leistungsbewerbes (2018) sowie der Feuerwehrjugend-Leistungsbewerbe 2018. Unterstützt wurden die sich bewerbenden Feuerwehrdelegationen aus Murau und St. Peter am Kammersberg von den Bürgermeistern Thomas Kalcher (Murau) und Sonja Pilgram (St. Peter am Kammersberg) sowie von Bereichsfeuerwehrkommandant LFR Helmut Vasold. Die Veranstaltung der Aktiven wurde nach einer Filmpräsentation und erklärenden Worten einstimmig der FF Murau – mit Unterstützung durch die Stadt Murau - zugesprochen. Die Jugendbewerbe werden von den drei Feuerwehren der Marktgemeinde St. Peter am Kammersberg – der FF St.Peter am Kammersberg, der FF Feistritz am Kammersberg und der FF Peterdorf – veranstaltet werden.
Im Tagesordnungspunkt „Universitätsfeuerwehr“ ging Gastredner Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Harald Kainz auf die Vorteile der Zusammenarbeit von Feuerwehr und Wissenschaft ein. Prinzipiell sieht das Modell der Universitätsfeuerwehr ein Kooperationsübereinkommen zwischen dem Landesfeuerwehrverband und der Universitäts- bzw. Hochschullandschaft vor, um beidseitig vom Know-how des jeweils anderen zu profitieren. Dazu sind entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Einerseits abgebildet über das Steiermärkische Feuerwehrgesetz, andererseits über die Dienstordnung des Landesfeuerwehrverbandes, um die „Universitätsfeuerwehr“ auf eine entsprechende Basis zu stellen, welche dem Schema der Freiwilligen Feuerwehren entspricht.
Ehrungen- und Auszeichnungen
Vor honorigem Publikum wurde auch die Gelegenheit genutzt, Bereichsfeuerwehrkommandanten, Feuerwehroffiziere sowie honorige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu ehren. Das Verdienstkreuz in Gold der Steiermärkischen Landesregierung wurde Herrn Oberbrandrat Erwin Grangl (BFK KF) verliehen. Mit dem Verdienstzeichen 3. Stufe des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes wurde Oberbrandrat Harald Schaden (BFK JU) ausgezeichnet.
Das Verdienstzeichen 1. Stufe des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes erhielten Oberbrandrat Rudolf Schober (BFK MZ) und Brandrat d. LFV Michael Jost (Dienststellenleiter im LFV) verliehen. Mit dem Verdienstkreuz des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes wurden Oberbrandrat Johann Hönigschnabl (BFK HB) und Landesfeuerwehrrat Johann Kienreich (BFK FB) dekoriert.
Das Verdienstzeichen Groß Silber des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark wurde an Oberbrandrat Manfred Harrer (BFK LE) und Branddirektor Johann Kirnich (BFK G) verliehen. Als Laudator fungierte OBR Helmut Lanz.
Der Rektor der Technischen Universität Graz, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c.mult. Harald Kainz, wurde von Feuerwehrpräsident Kern mit der Florianiplakette in Silber geehrt. Kern in seiner Laudatio: „[…] Seit 2007 war Kainz als Vizerektor für Infrastruktur und Informations- und Kommunikationstechnologien tätig, ehe 2011 die Bestellung zum Rektor erfolgte. In dieser Funktion ist Rektor Kainz vor geraumer Zeit mit der Idee und der Vision an den Landesfeuerwehrverband herangetreten, eine Brücke zwischen der Welt der Universitäten und den steirischen Feuerwehren zu schlagen. Dies in Form einer Kooperation zwischen der Technischen Universität und dem Landesfeuerwehrverband, die es beiden Institutionen ermöglichen soll, in den Bereichen von Forschung, Lehre und Einsatztätigkeit intensiv zusammen zu arbeiten. Es ist der Beharrlichkeit und der Durchschlagskraft des Rektors zu verdanken, dass diese Kooperation, nach über vierjähriger Vorlaufzeit – eine Zeit intensiver Bemühungen von Universität, Feuerwehrwesen und Politik, nunmehr kurz vor ihrer Verwirklichung steht“. Für die letzten Meter vor dem Ziel warb Feuerwehrpräsident Kern auch um die politische Unterstützung des Landes.
Worte des Dankes
In ihren Grußadressen haben sich die Ehrengäste des Landesfeuerwehrtages für das außerordentliche Engagement der steirischen Feuerwehren im Dienste der Allgemeinheit bedanken. Den politischen Willen, die „Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Dienst optimal ausgeübt werden kann, um Menschen in der Not zu helfen“ bekräftige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. „In der Koalition, gemeinsam mit Michael Schickhofer, werden wir alles tun, um eure Arbeit zu fördern“.
In seinen Schlussworten sprach Feuerwehrpräsident noch aktuelle Themen an, die das Feuerwehrwesen in unmittelbarer und mittelbarer Zukunft berühren werden, an. Dies betraf u.a. die Ausdünnung des ländlichen Raums bzw. Zuzug in Städte, den notwendigen Selbstschutz und die Eigenverantwortung der Bevölkerung – vor allem auch in punkto Blackout, wo die Feuerwehren keine Hilfe geben können und abschließend auch das Zeitalter der grenzenlosen Digitalität, mit Stichwörtern wie digitale Alarmierung, Feuerwehrcard – nicht nur als Passersatz – sondern mit Mehrwert für jedes Mitglied, Stichwort App und Stichwort Kommunikation in Ausnahmesituationen.
Abschließend dankte Kern – stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer – dem Bereichsfeuerwehrverband Fürstenfeld unter der Führung von Oberbrandrat Ing. Franz Nöst mit Stellvertreter Brandrat Erwin Gutmeier, allen Mitgliedern und Verantwortlichen der Feuerwehren des Abschnitts 2 – insbesonders der Feuerwehr Ilz unter der Wehrleitung von HBI Andreas Kundegraber und OBI Erik Tieber – und nicht zuletzt dem Ilzer Gemeindeoberhaupt, Bürgermeister Rupert Fleischhacker für die hervorragende Ausrichtung dieser Top-Veranstaltungen im Jahreslauf des Landesfeuerwehrverbandes. Ein aufrichtiges Danke für das hervorragende Miteinander richtete Kern im Besonderen auch an die hohen Vertreter der Landespolitik, an seinen Stellvertreter LBDS Gerhard Pötsch, an die honorigen Repräsentanten der befreundeten Einsatzorganisationen wie auch an die Vertreter von Behörden und Wirtschaft, an die Sponsoren und an die anwesenden Bürgermeister – und – natürlich auch an alle anwesenden Feuerwehrfunktionäre sowie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Dienststellen des Landesfeuerwehrverbandes.
Mit der Überreichung einer kleinen Aufmerksamkeit an Veranstalter sowie Ehrengäste konnte Feuerwehrpräsident Albert Kern den 132. Landesfeuerwehrtag nach exakt zweieinhalbstündiger Sitzungsdauer schließen.
Bericht und Fotos: Thomas Meier, MA und Franz Fink