News LFV

News vom Landesfeuerwehrverband

Großübung der Feuerwehren: Brand in der Basilika Mariazell

Erstellt von Thomas Meier, MA am 12.10.2019

Zu einer groß angelegten Übung ist es am 11. Oktober 2019 im Wallfahrtsort Mariazell gekommen. Rund 140 Einsatzkräfte von sieben Feuerwehren aus den Bereichen Bruck an der Mur und Mürzzuschlag in der Steiermark sowie sechs Feuerwehren aus dem Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich, übten zusammen mit dem Roten Kreuz Mariazellerland, der Polizei Mariazell und den Verantwortlichen der Basilika den Ernstfall.

 

Brand in Notre-Dame

Der verheerende Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris im April war der konkrete Anlass nach einigen Jahren wieder eine großangelegte Feuerwehrübung in und um die größte Kirche der Steiermark zu veranstalten. Der wuchtige Barockbau mit seinen drei Türmen wird jährlich von etwa einer Million WallfahrerInnen und TouristInnen besucht und stellt für Österreich einen unersetzbaren kunsthistorischen Schatz dar.

 

Vorbeugender Brandschutz ist vorbildlich

Die Basilika verfügt über unterschiedliche Einrichtungen im Bereich des Vorbeugenden Brandschutzes, erwähnenswert ist jedenfalls die vollautomatische und mit der Landesleitzentrale der Feuerwehr verbundene Brandmeldeanlage (BMA). Alle Dachböden und andere sensible Bereiche des sakralen Gebäudes sind lückenlos mit Rauchwarnmeldern ausgestattet.

 

Übungsannahme

Diese Anlage gab auch den Startschuss zur Einsatzübung. Die Annahme lautete, dass etwa in der Mitte des Dachstuhles der Basilika, in Folge von Arbeiten, ein Brand ausgebrochen ist. Im Dachbodenbereich befinden sich zudem mehrere Personen, deren Verbleib unklar ist. Die Rauchentwicklung wird von den Rauchwarnmeldern detektiert und über die vollautomatische BMA an die Landesleitzentrale gemeldet. Die Disponenten wiederum alarmieren unmittelbar die ortszuständige Feuerwehr Mariazell per Sirene und Pager.

 

Übungsstrategie

Nach der Alarmierung rückte die Feuerwehr Mariazell mit fünf Einsatzfahrzeugen und rund 30 Einsatzkräften zum „Einsatzort“ aus. Nach Erkundung durch Einsatzleiter HBI Werner Svatek wurde eine Doppelstrategie gewählt: Innenangriff mit Menschenrettung und Brandbekämpfung mittels zwei C-Rohren solange es möglich ist – und gleichzeitige Vorbereitung eines Außenangriffs mit der dazu nötigen Wasserversorgung, falls der Innenangriff nicht zum Erfolg führt.

 

Bundesländerübergreifender Einsatz

Dazu wurden vom Einsatzleiter die Feuerwehren des Abschnittes Mariazell, die Nachbarfeuerwehren aus Niederösterreich, eine Drehleiter und ein Atemschutzfahrzeug angefordert. Aus praktischen bzw. zeitökonomischen Gründen wurden beide Szenarien, Innenangriff mit Menschenrettung durch neun Atemschutztrupps und der Außenangriff mit Drehleiter, Wasserwerfer und B-Rohren – sowie der Schutz des nebenstehenden Klostergebäudes gleichzeitig abgearbeitet. Auf die Führungskomponente wurde im Hinblick auf die Errichtung einer Einsatzleitung mit dem Einsatzleitfahrzeug des BFV Bruck und die Errichtung eines Atemschutzsammelplatzes sowie auf die bundesländerübergreifende Zusammenarbeit – auch im digitalen Funkverkehr – ein besonderes Augenmerk gelegt. „Denn gerade in der Bewältigung von Großschadenslagen zeigt sich immer wieder, dass vor allem eine koordinierte und strukturierte Führungsarbeit wesentlich zum Einsatzerfolg beiträgt“ erläutert Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried, selbst aktives Mitglied der FF Mariazell, eines der grundlegenden Übungsziele.

 

Große körperliche Herausforderung

Eine große körperliche Anstrengung bedeutete der Menschenrettungseinsatz von den neun Atemschutztrupps, die durch das weite barocke Stiegenhaus erst bis in den riesigen Dachbodenbereich der 84m langen Basilika vordringen mussten. Ein großer Erfolg war die Rettung aller 13 vermissten Personen und die Übergabe an das Rote Kreuz.

 

Frage der Wasserversorgung

Im Zuge der Übung wurde auch die praktische Leistungsfähigkeit des Mariazeller Wasserleitungsnetzes (verschiedene Hydranten) und des unterirdischen Löschteichs einem Stresstest unterzogen. Da es in Mariazell kein fließendes Gewässer gibt, war die Sicherstellung der Wasserversorgung ein wichtiger Punkt.

 

Eingesetzte Kräfte

13 Feuerwehren, das Rote Kreuz und die Polizei mit 140 Mann und 23 Fahrzeugen standen im Einsatz. Darunter neun Atemschutztrupps mit je 3 Mann und eine Drehleiter mit Wasserwerfer. Einsatzleiter war der Kommandant der FF Mariazell, HBI Werner Svatek, als Verbindungsoffizier zu den NÖ Feuerwehr fungierte BR Richard Fuchs vom BFV Lilienfeld. An der Übung nahmen auch Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried und der „Chef“ der Basilika, Landesfeuerwehrkurat Superior Pater Dr. Michael Staberl – beide sind aktive Mitglieder der FF Mariazell, teil.

 

Übungsbesprechung

Vor dem Hauptportal der Basilika, am Benedictus-Platz, versammelten sich nach erfolgreicher Übung die Einsatzkräfte zur Nachbesprechung. In ihren Grußadressen dankten die anwesenden Ehrengäste und Feuerwehroffiziere den vielen Einsatzkräften für die große Bereitschaft an der Übung mitzuwirken und für die große Disziplin während der Übungsdurchführung.

So bestätigte Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried neben seinem Dank an alle Vorbereiter und Mitwirkenden, dass „diese Übung für uns wichtige Erkenntnisse gebracht hat, da im Ernstfall auch alles wie am Schnürchen laufen muss. Jeder einzelne Handgriff und jede Entscheidung sollen im Fall des Falles sitzen bzw. bestmöglich getroffen werden. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass wir im Falle des Falles, innerhalb weniger Minuten, Soforthilfe von Spezialisten gewährleisten können. Die eine oder andere Beobachtung, die wir im Rahmen dieser Großübung gemacht haben, werden wir uns in den kommenden Wochen bei der Evaluierung unserer Erkenntnisse noch detaillierter anschauen, aber mein Fazit ist, dass ich mit dem Verlauf sehr zufrieden bin“.

Auch die beiden Übungsbeobachter, ABI Manfred Schrittwieser (Abschnitt Mariazell) und BR Richard Fuchs (BFV Lilienfeld), bestätigen den reibungslosen Ablauf und den guten Erfolg der grenzübergreifenden Übung.

Einsatzleiter HBI Wener Svatek, HBM Thomas Bröderbauer, LFKUR Superior Pater Dr. Michael Staberl und

Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried - alle FF Mariazell - beobachten den Übungsverlauf

 

Superior Pater LFKUR Dr. Michael Staberl hielt als Hausherr der Basilika abschließend fest, dass „mir für die Basilika sowohl der Vorbeugende Brandschutz als auch das ständige Üben im Bereich unserer Kirche ein großes Anliegen ist. Eine Brandkatastrophe, wie 1827in Mariazell oder heuer in Notre-Dame, darf keine Chance haben. Es freut mich, dass wir heuer wieder eine große, grenzüberschreitende Übung in der Basilika durchführen konnten und ich bedanke mich bei allen eingesetzten Kräften herzlich für Ihre Bereitschaft in Ihrer Freizeit für die Sicherheit der Basilika und der hunderttausenden Pilger und Touristen zu üben“.

 

244 Übungsfotos im Flickr-Album


Text: Christian Sprosec, Thomas Meier, MA

Fotos: Christian Sprosec, Rudy Dellinger, Kuss, Feuerwehr.AT- M. Seyfert, FEUERwehrOBJEKTIV - J. Würzelberger


 

Galerie