Jahresempfang 2020 abgehalten
Erstellt von Thomas Meier, MA am 21.02.2020
In der Steiermark gibt es 771 Feuerwehren. Diese zählen etwas über 50.000 Mitglieder in ihren Reihen. Am Donnerstag, dem 20.2.2020 wurde im Festsaal der Raiffeisen-Landesbank AG in Raaba, im Beisein vieler Ehrengäste und Funktionäre, auf das Einsatzjahr 2019 zurückgeschaut. Die Bilanz für 2019 weist 47.816 Einsätze auf – die meisten davon (34.835) waren technischer Natur. Zusammen mit Ausbildung, Übung, Verwaltung, Bewerbswesen und sonstigen Tätigkeiten wurden 2019 rund 5,75 Millionen Einsatz- und Arbeitsstunden erbracht.
Alljährlich präsentiert der Landesfeuerwehrverband Steiermark die Leistungsbilanz aller steirischen Feuerwehren. Bei einem Empfang des Landesfeuerwehrverbandes im Veranstaltungssaal der Raiffeisen-Landesbank AG in Raaba-Grambach wurde am Donnerstag, dem 20.2.2020, von Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried ein Resümee zum Einsatzjahr 2019 gezogen.
Die Zahlen im Detail
Im Jahr 2019 wurden von den rund 50.000 steirischen Florianis bei 309.287 Gesamttätigkeiten in Summe 5.751.248 Einsatz- und Arbeitsstunden geleistet. Bei einem fiktiven Stundenlohn von 30 Euro ergibt das einen Gegenwert von rund 172,5 Millionen Euro.
Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried dazu: „Auf diese Leistungen können wir als Feuerwehren stolz sein, auf diese Leistungen kann aber auch die ganze Steiermark stolz sein. Diese Bilanz zeigt ganz klar, dass es ohne uns einfach nicht geht, wenn wir von Retten, Löschen, Bergen und Schützen sprechen. Nochmals DANKE an alle für dieses tolle Engagement. Gegenüber 2018 sind das in Summe etwas über 29.000 Tätigkeiten und knapp eine halbe Million Stunden weniger. Aber die direkten Vergleiche zu 2018 sind in der Aussagekraft ein wenig unscharf, da für das Jahr 2018 noch 13 Monate in der Statistik sind. Wir haben, mit Beginn 1.1.2019, auf Wunsch der Feuerwehren auf das Kalenderjahr umgestellt. Bis zu diesem Wechsel reichte der Zeitraum der statistischen Betrachtung immer vom 1.12. eines Jahres bis zum 30.11. des Folgejahres. Konkret heißt das: die Bilanz 2019 betrachtet den Zeitraum 1.1.2019 bis 31.12.2019, während die Bilanz 2018 den Zeitraum 1.12.2017 bis 31.12.2018 betrachtet. Im nächsten Jahr lassen sich dann wieder zwei gleich lange Perioden miteinander vergleichen“ so Leichtfried erklärend.
Aus der Statistik des Landesfeuerwehrverbandes geht ebenso hervor, dass 2.142 Menschen und 1.797 Tiere gerettet werden konnten. Die steirischen Feuerwehrkräfte wurden im Berichtsjahr 2019 zu insgesamt 47.816 Einsätzen alarmiert. Davon entfielen 12.981 Einsatztätigkeiten auf Brandeinsätze (inkl. Brandsicherheitswachen). Der Schwerpunkt der Einsatztätigkeiten liegt bei Feuerwehren jedoch in der „Technischen Hilfeleistung“. Darauf entfielen im Berichtsjahr 2019 exakt 34.835 Einsätze. In Summe wurden bei den 34.835 Einsätzen exakt 544.153 Einsatz-Mannstunden geleistet.
Übungen, Ausbildungen, Bewerbe und Sonstige Tätigkeiten (Verwaltung, Jugendarbeit, Wartung, Finanzielles und Veranstaltungen etc.) schlagen sich mit 261.471 Tätigkeiten zu Buche. Dafür wurden 5.207.095 Stunden aufgewendet.
Entsprechend den – dem Landesfeuerwehrverband zur Verfügung gestellten Zahlen – haben die steirischen Feuerwehren im Berichtsjahr 2019 rund 836,8 Millionen Euro an Volksvermögen retten können.
Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried präsentierte beim Empfang in der Raiffeisen-Landeszentrale nicht nur die Bilanz, sondern ging in seinem Bühnengespräch mit Moderator Gregor Waltl auch auf aktuelle Themen und künftige Herausforderungen ein.
Damit das Feuerwehrwesen auch in Zukunft funktioniert, ist für Leichtfried der Faktor Mensch das Wichtigste. „Ohne diese Konstante in der Gleichung würde die Rechnung nicht aufgehen. Oder vielleicht nicht in dieser gewohnten Qualität aufgehen, so wie Sicherheit zum jetzigen Zeitpunkt in der Steiermark stattfindet. Und wenn man in die Zukunft schaut, und an den Faktor Mensch denkt, dann ist und bleibt die Nachwuchsarbeit eine zentrale Schlüsselaufgabe im Feuerwehrwesen. Hier müssen wir unsere Kernkompetenzen weiterentwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt liegt für mich absolut in der Begeisterung von Quereinsteigern für das Ehrenamt. Also diejenigen, die sich in Job, Familie und Gemeinde gefestigt haben. Und dabei müssen wir den gesellschaftlichen Umbruch im Auge behalten“, so Leichtfried, der aber auch zum selbstkritischen Hinterfragen und Überlegen animiert: „gibt es Bereiche, wo die Grenzen des Machbaren erreicht sind? Wo tun sich Dinge auf, wo mit Aufgaben und Aufwand die Grenze der Ehrenamtlichkeit erreicht ist? Da haben wir ja bereits einiges getan. Beispielsweise den Verwaltungsaufwand reduziert, dort wo es möglich war und aus unserer Sicht auch sinnvoll war. Und es wird da und dort sicher noch weiter einiges an Potenzial geben, da bin ich mir sicher“, erklärt Leichtfried. Für ihn ist die eigentliche Frage in diesem Zusammenhang, „die wir uns jeden Tag neu stellen müssen: was bewegt Menschen dazu, einen großen Teil ihrer Freizeit einzusetzen, um anderen zu helfen? Und wie können wir sie dabei unterstützen? Wenn wir darauf eine zufriedenstellende Antwort finden, dann wird auch Zukunft funktionieren“ erklärt Landesfeuerwehrkommandant Leichtfried.
Zum Miteinander meinte Leichtfried: „Eine Organisation, wo sich Menschen zusammenschließen, um anderen Menschen zu helfen, ist einfach etwas Schönes. Das Besondere bei uns ist auch, dass nicht nur jedes Mitglied seinen eigenen Charakter hat, sondern im Prinzip auch jede Feuerwehr. Durch Regelwerke und Disziplin auf der einen Seite und durch eine Verschmelzung verschiedener Charaktere und Talente auf der anderen Seite, entsteht etwas Magisches, das wir Kameradschaft nennen. Diese Kameradschaft ist eine ganz eigene Form unseres Miteinanders. Und diese Kameradschaft ist die individuelle Vielfalt von Ausbildungen und Berufe unserer Mitglieder, die uns mit ihrem Können, ihren Fertigkeiten und Talenten als Gesamtorganisation unschlagbar machen“, so Leichtfried, der dies in seinem Interview im Anschluss auch an drei Säulen festmachte. „Die erste Säule des Miteinanders sind die Übungen, die Leistungsprüfungen und die Bewerbe. Hier trainieren wir nicht nur unser Können, sondern hier wachsen wir auch als Team, als Menschen zusammen. Die zweite Säule ist der Einsatzdienst, quasi unser operatives Wirken. Hier setzen wir das Erlernte ein und um, um anderen Menschen helfen. Und die dritte Säule ist die Kameradschaftspflege, das gesellige Miteinander. Das ist die ganz große Klammer, die unsere Einsatzorganisation zusammenhält.
Die Kameradschaft und deren Pflege“ so Leichtfried, der es auch als vordergründige Aufgabe des Verbands sieht, „unseren Feuerwehren und ihren Mitgliedern das notwendige Rüstzeug zur Verfügung stellen und auch die notwendigen Rahmenbedingungen entwickeln und bereithalten, die angepasst an die jeweilige Situation gebraucht werden, um den Herausforderungen gewachsen zu sein“.
Hinsichtlich des Jubiläumsjahres 2020 kündigte LBD Leichtfried an, dass vom Landesfeuerwehrverband einige Impulse des Miteianders gesetzt werden, im Besonderen was die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestandsjubiläum anbelangen. „Ich denke, dass in Summe ein rundes Programm auf die Beine gestellt wurde. Starten werden wir am 19. März mit einer Festmesse im Grazer Dom mit nachfolgendem Festakt für geladene Gäste in der Aula der Alten Universität, wo wir eine Rückschau halten werden, die Gegenwart betrachten und auch einen Blick in die Zukunft werfen wollen. Dafür werden uns unterschiedliche Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Und als Höhepunkt bei diesem Festakt wollen wir auch offiziell eine ganz bestimmte Tracht für Damen präsentieren, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen. Höhepunkt im heurigen Jubiläumsjahr wird aber sicher die Festveranstaltung im Landhaushof am 20. Juni sein. Im Rahmen einer Ausstellung, die sich thematisch mit der Entwicklung des Verbands auseinandersetzt, werden sich auch die Bereichsfeuerwehrverbände entsprechend wiederfinden bzw. präsentieren – wo sich dann im weiteren Tagesverlauf auch ein Besuch des Landesfeuerwehr-Leistungsbewerbs samt Schlusskundgebung in Graz-Eggenberg durchaus lohnt. Zu Ehren unseres Verbands-Jubiläums wird es vom 10. bis zum 14. Juli auch ein Landesfeuerwehrjugend-Zeltlager geben, wo wir auch ausreichend Gelegenheit haben werden, das 50-jährige Bestehen der Feuerwehrjugend würdig zu feiern“ so Leichtfried abschließend.
Zahlreiche Ehrengäste beim Festakt
Zur Präsentation der Einsatz- und Leistungsbilanz 2019 konnte LBD Reinhard Leichtfried zahlreiche Feuerwehrfunktionäre und Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie aus dem steirischen Sicherheitsgefüge und der Zivilgesellschaft begrüßen. An der Spitze der Ehrengäste standen Landeshauptmann und Feuerwehrreferent Hermann Schützenhöfer, 2. Landtagspräsidentin Gabriele Kolar, 3. Landtagspräsident Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann, Bischofsvikar Dr. Heinrich Schnuderl, FPräs Albert Kern und LBDS Erwin Grangl – nebst den Spitzen der steirischen Einsatz-, Blaulicht und Rettungsorganisationen.
Miteinander und Kameradschaft
Im zweiten Bühnengespräch des Jahresempfangs dankte 2. Landtagspräsidentin Gabriele Kolar, die in Vertretung von Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang gekommen war, den steirischen Feuerwehren und ihren Mitgliedern für die 5,75 Millionen Einsatz- und Leistungsstunden. Präsidentin Kolar, die auch zum ersten Mal in ihrer politischen Funktion am Jahresempfang teilnahm, sah es „als eine Krönung ihrer politischen Laufbahn an, hier dabei sein zu können“ und bestätigte im Gespräch mit Moderator Gregor Waltl, dass „ihr Herz seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten für die Feuerwehren ganz besonders schlägt“.
Auf die Frage von Waltl, „wenn man an den Feuerwehr-Notruf 122 denkt, da gibt es sicher auch 122 Gründe, um die Arbeit und Leistungen der Feuerwehrkräfte wertzuschätzen. Was ist für Sie der eine, der ganz besondere Grund, die Florianis wertzuschätzen,“ meinte Präsidentin Kolar wertschätzend, dass es für sie „nicht den einen Grund, sondern unendlich viele Gründe gibt“ und hob dabei in ihren Ausführungen im Besonderen „das Miteinander, die Kameradschaft, das Zusammenhalten im Sinne von Gemeinschaft“ hervor. Sehr erfreulich sei, dass in der Kameradschaft „kein Blatt Papier zwischen die Mitglieder passt“.
Weiters unterstrich Präsidentin Kolar die Rolle der Frauen bei der Feuerwehr, ganz konkret, dass dies im ländlichen Raum zur Aufrechterhaltung der Tagesausrückebereitschaft beiträgt. Als ergänzende positive Begleiterscheinung sieht Kolar „auch eine allgemeine Steigerung des Ehrgeizes sowie ein respektvolleres Miteinander“ in Feuerwehrkreisen.
Einsätze verdienen den größten Respekt
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der bei diesem Jahresempfang zum ersten Mal in seiner neuen Funktion als Feuerwehrreferent zugegen war, war der dritte Interviewpartner von Moderator Gregor Waltl.
Im Gesprächsverlauf mit Moderator Waltl dankte Landeshauptmann Schützenhöfer zunächst Michael Schickhofer sehr herzlich, „der mit ganzem Herzblut als Referent für die Einsatzorganisationen bei der Sache war“ und versprach dem Auditorium gleichzeitig, „dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die Feuerwehren in ihrer Arbeit entsprechend zu unterstützen“. Schützenhöfers großer Dank galt im Besonderen auch den rund 50.000 Frauen und Männern der 771 steirischen Feuerwehren, die Tag für Tag einen großartigen und vorbildlichen Einsatz leisten – und wenn sie „in den Dienst gehen, wenn sie gerufen werden, wenn die Sirene heult, selbst gar nicht wissen, ob sie wieder gesund nach Hause kommen. Und daher bleibt es dabei, dass wir als Land Steiermark, was die Rahmenbedingungen für die Feuerwehren anlangt, Gerät und Ausrüstung, alles tun werden, um diese Rahmenbedingungen so zu setzen, dass unsererseits alles Menschenmögliche getan wird, um die Feuerwehren entsprechend zu unterstützen“.
Mit der Erklärung, dass er als Landeshauptmann auch nichts verspreche werde, was er nicht halten könne – verwies Schützenhöfer aber auch auf gewisse Finanzierungsprobleme „mit dem, was da alles angekündigt wurde“, ohne dabei näher ins Detail zu gehen.
Landeshauptmann Schützenhöfer kündigte im weiteren Gesprächsverlauf auch an, sich persönlich nicht in den Vordergrund spielen zu wollen. „Einsätze, wo es um Menschen, um Tiere, um Hab und Gut geht, verdienen den größten Respekt und ich werde nur dann vor Ort sein, wenn das von der Leitung der Feuerwehr so gewünscht wird. Ich werde mich aber zurückhalten, denn im Vordergrund muss immer die Frage stehen, was kann getan werden, um Menschen, um Tiere um Hab und Gut zu retten“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der einmal mehr bestätigte, dass das „Ehrenamt im Lande unverzichtbar, unersetzbar und auch unbezahlbar ist. Ehrenamtlichkeit ist ja nicht nur Rotes Kreuz, ist ja nicht nur Feuerwehr“, so der Landeshauptmann – und betonte in diesem Zusammenhang, dass Ehrenamtlichkeit in der Steiermark facettenreich und vielfältig ausgeprägt ist. „Alles das, was in keiner Statistik vorkommt, aber Teil des Lebens ist, als Fundament der Gemeinschaft. Und solange wir diese Art von Ehrenamtlichkeit haben, vom Sport über die Feuerwehr bis zum Altendienst, da habe ich eigentlich keine Sorge um die Gemeinschaft im Land“, erklärte Schützenhöfer weiterführend, nicht ohne dabei nochmals den Einsatzdienst der Feuerwehren als sehr vorbildhaft hervorzuheben.
Einigkeit mit seinem Stellvertreter Toni Lang attestierte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer auch im umfassenden Bereich der Sicherheit. „Wir leben, schauen wir nach Hessen, in einer Zeit, wo kein Mensch weiß, ob in dieser Sekunde nicht irgendetwas los geht, was wir bisher nicht gekannt haben. Da nach menschlichem Ermessen die Nerven zu bewahren, da dafür zu sorgen, dass sich die Menschen nicht gegenseitig ausspielen“, sei eine von vielen Zukunftsanforderungen, „um vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander zu kommen. Dafür müssen wir sorgen“, zeigte sich Schützenhöfer zu Ende seines Bühnengesprächs überzeugt.
Worte des Dankes
Am Ende des rund einstündigen Festaktes dankte Leichtfried nochmals allen steirischen Feuerwehrmitgliedern, der Politik, den Behörden und Gemeinden, den befreundeten Blaulicht- und Einsatzorganisationen, wie auch den Vertretern von Kirchen und Wirtschaft für das gute Miteinander.
Einen besonderen Dank richtete LBD Leichtfried ebenso an die Verantwortungsträger der Raiffeisen Landesbank AG für die Unterstützung und das Entgegenkommen, den Jahresempfang des Landesfeuerwehrverbandes in diesen Räumlichkeiten ausrichten zu können.
Auch dem Bereichsfeuerwehrverband Graz-Umgebung, mit OBR Gernot Rieger und BR Günter Dworschak an der Spitze, wurde für die Unterstützung bei den Vorbereitungsarbeiten herzlich gedankt.
Musikalisch wurde der Festakt vom Klarinettenquintett „4wood+“, SchülerInnen des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums, umrahmt. Den Blumenschmuck stellte die Gärtnerei Leitner aus Raaba dankenswerterweise zur Verfügung.
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Bericht und Fotos: Thomas Meier, MA und Franz Fink