Premiere im LFV: Übergabe von 5 Spezialfahrzeugen
Erstellt von Thomas Meier, MA am 26.06.2020
Im Rahmen eines kleinen Festaktes im Übungshof bzw. in der Fahrzeughalle der FWZS wurden am Donnerstag, dem 25. Juni 2020, mit dem Beginn um 16 Uhr, fünf Löschunterstützungsfahrzeuge (LUF) und ein KRF-S Tunnel an Bereichsstützpunktfeuerwehren übergeben. Mit diesen zu 100 Prozent aus zweckgebundenen Asfinag-Mitteln finanzierten Spezialfahrzeugen wird die Schlagkraft bei der Brandbekämpfung in Tunnelanlagen wesentlich verbessert werden, zeigten sich Landesfeuerwehrkommandant Stellvertreter LBDS Erwin Grangl und LFR Rudolf Schober, Vorsitzender des AK Tunnelanlagen, bei der Übergabe hocherfreut. Als Ehrengäste konnten in Lebring u.a. der Vizepräsident des Bundesrates, Bundesrat Mag. Christian Buchmann, die Zweite Landtagspräsidentin Gabriele Kolar sowie Landesfeuerwehrinspektor BFR Michael Miggitsch – nebst zahlreichen Feuerwehrfunktionären aus Nah und Fern – begrüßt werden. Vor der Übergabe fand die umfassende Einschulung auf das Gerät statt.
Nach Begrüßung der Ehrengäste durch BR Thomas Meier, MA gab Landesfeuerwehrrat Rudolf Schober, Vorsitzender des AK Tunnelanalagen, einen Überblick über die technischen Details der Löschunterstützungsfahrzeuge (LUF), die bei einem österreichischen Hersteller erworben worden sind. Das Fahrzeug, das äußerlich einer Schneekanone ähnelt, ist ferngesteuert und selbstfahrend. Das Raupenfahrwerk des LUF erlaubt an der Einsatzstelle präzise Fahr- und Wendemanöver, gewährleistet insgesamt eine hohe Standfestigkeit und ermöglicht auch das einfache Überwinden von Hindernissen.
Herzstück am Fahrzeug ist der Düsenkranz mit seiner funktionalen Luft- bzw. Wasserturbine. Im Ventilatorbetrieb kann ein Luftvolumenstrom von bis zu 100.000 m³/h mit einer Luftaustrittsgeschwindigkeit mit bis zu 165 km/h erzeugt werden. Über den Düsenkranz am Turbinenausgang ist es möglich, Wasser in den Luftstrom einzubringen. Damit kann man einen Wassernebel mit einer Wurfweite von bis zu 60 Metern erzeugen.
Das LUF lässt sich durch zusätzliche Anschlüsse für unterschiedliche Strahlrohe und zusätzliche Löschwasserabgänge zur Kühlung, Brandbekämpfung oder zum Niederschlagen von Emissionen einsetzen. So können beispielsweise bei Verwendung eines Hohlstrahlrohres Wurfweiten bis zu 90 Meter erzielt werden, mit einem Schaumrohr sind Wurfweiten zwischen 40 und 70 Meter erzielbar. Zusätzlich verfügt das Fahrzeug über eine Seilwinde und eine 3-Punkt Front-Hydraulik samt Staplergabel und Transportbox. Für den Transport des Löschunterstützungsfahrzeuges, wird das Gerät auf einem Transportanhänger verladen und durch ein entsprechendes Einsatzfahrzeug der Stützpunktfeuerwehr gezogen. Hersteller und Lieferant der Fahrzeuge ist die Firma LUF GmbH in Thüringen/Vorarlberg.
Vertreter der Stützpunktfeuerwehren – das sind die FF ARDNING (BFV LI), FF KRAUBATH AN DER MUR (BFV LE), die FF PICHELDORF (BFV BM), die FF MOOSKIRCHEN (BFV VO) sowie die BF GRAZ – erhielten seit dem frühen Vormittag von Firmenvertreter Ing. Gerhard CZEJKA, der auch beim Festakt begrüßt werden konnte, eine umfassende Einschulung bzw. Einweisung auf das Gerät.
Neben den fünf Stück „LUF 60“ wurde auch ein KRF-S Tunnel an eine weitere Stützpunktfeuerwehr, an die FF ÜBELBACH-MARKT (BFV GU), übergeben. Das Kleinrüstfahrzeug-Tunnel wurde von der Firma Rosenbauer Österreich GmbH in Neidling/Niederösterreich auf einem Mercedes Benz Fahrgestell der Type 519 CDI „Sprinter“ aufgebaut. Zum Festakt konnte Vertriebsleiter Ing. Peter Stadlberger von der Rosenbauer Österreich GmbH begrüßt werden.
Das Allradfahrzeug mit einer Besatzung von 1:3 umfasst als Ausrüstung neben den Geräten für die technische Hilfeleistung wie z.B. eines Hydraulischen Rettungssatzes u.a. auch eine Klein-Löschanlage mit Druckluftschaumzumischung und speziell für den Einsatz in Tunnelanlagen die Sauerstoffkreislaufgeräte auf jedem Sitzplatz, eine für den Fahrer- und Mannschaftsraum installierte Entrauchungs- bzw. Filteranlage sowie ein Fahrzeug-Leitsystem mit Wärmebildkamera und Radarsensoren. Wie bei den Löschunterstützungsfahrzeugen erfolgte die Finanzierung auch für dieses Spezialfahrzeug zu 100 Prozent durch für die Feuerwehr zweckgebundene ASFINAG-Tunnelmittel.
Im Anschluss an die Ausführungen von LFR Schober überbrachte Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter LBDS Erwin Grangl in Vertretung von Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried die Grüße des Landesfeuerwehrverbandes, da dieser aufgrund eines Feuerwehr-Großeinsatzes an der Teilnahme beim Festakt leider kurzfristig verhindert war. In seinen Grußworten würdigte LBDS Erwin Grangl die Leistungen der Mitglieder des AK-Tunnelanalagen sowie jene der Mitarbeiter*innen der Abteilung Technik und hob insbesonders hervor, dass man mit den fünf neuen Stützpunktfahrzeugen in der Steiermark neue Wege in der Brandbekämpfung begeht. „Den heutigen Festakt können wir mit Fug und Recht als historisch bedeutsam bezeichnen. Nicht alleine deswegen, weil wir diese Spezialfahrzeuge im Jubiläumsjahr 150 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark offiziell ihrer Bestimmung zuführen. Oder weil wir mit dem wochenlangen Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auch als Feuerwehren eine sehr herausfordernde Zeit zu durchleben hatten, ja noch immer durchleben müssen. Für mich ist der heutige Tag insofern historisch bedeutsam, als dass die Inbetriebnahme der fünf Löschunterstützungsfahrzeuge eine Premiere im und eine Premiere für das Steirische Feuerwehrwesen ist. In wenigen Minuten geht nun ein Projekt zu Ende, an dessen Anfang intensive Konzeptionsarbeiten von der Abteilung Technik im Landesfeuerwehrverband Steiermark gestanden sind. Nicht weniger fordernd waren die vielen Folgeschritte für alle Projektbeteiligten – bis zu jenem Punkt, an dem wir uns heute befinden. Ein historischer Moment für uns alle, der mit Sicherheit auch Einzug in die Geschichtsbücher des Landesfeuerwehrverbands halten wird. Tatsache ist, dass Feuerwehren für die meisten Einsatzarten der heutigen Zeit, ganz gut in der Lage sind, professionelle Hilfe zu leisten. Tatsache ist auch, dass hinter dem Begriff „Feuerwehr“ natürlich Menschen stehen, die diese Hilfe leisten. Männer und Frauen, die ihren Dienst an der Gesellschaft, noch dazu zum überwiegenden Teil, ehrenamtlich erbringen und in dieser Pflichterfüllung durchaus auch ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Und gerade in diesem Zusammenhang muss sehr deutlich hervorgehoben werden, dass überall dort, wo Menschen tätig sind um zu helfen, natürliche Grenzen der Belastung gegeben sind – und es unsere Aufgabe ist, den Faktor „Sicherheit“ für die eingesetzten Kräfte nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen. Und so gilt es einfach anzuerkennen, dass es Einsätze gibt, wo die beste Schutzausrüstung und auch die besten Ausbildungs- und Übungsleistungen nichts dazu beitragen können, um die Grenzen des für Menschen Machbaren zu verschieben. Und gerade die immensen Herausforderungen bei Bränden in Tunnelanlagen sind Einsatzszenarien, die uns Feuerwehren die Grenzen des Möglichen und des Machbaren deutlich aufzeigen. Mit der In-Dienststellung dieser Löschunterstützungsfahrzeuge ermöglichen wir nun den hier anwesenden Stützpunktfeuerwehren, ihre Schlagkraft bei der Brandbekämpfung in unterirdischen Verkehrsanlagen im hochrangigen Straßennetz wesentlich und nachhaltig zu stärken. Das betrifft unter anderem auch den Bosrucktunnel, wo mit dem Einsatz eines LUFs das sicherheitstechnische Gesamtkonzept in punkto Bau- und Sicherheitsmaßnahmen erweitert und verbessert wird. Neben der Übergabe der fünf Löschroboter wird heute ein weiteres Stützpunktfahrzeug, ein Kleinrüstfahrzeug-Tunnel, seiner offiziellen Bestimmung zugeführt und an die Vertreter der FF ÜBELBACH-MARKT aus dem Bereichsfeuerwehrverband Graz-Umgebung ausgehändigt. Auch dieses trägt dazu bei, die Freilandstrecke und den Gleinalmtunnel ein Stück weit sicherer werden zu lassen“, führte LBDS Erwin Grangl aus.
Weiters dankte LBDS Grangl den Feuerwehren zur Übernahme der Stützpunktaufgaben, denn „das bedeute, neben den alltäglichen, gewohnten Feuerwehrtätigkeiten auch einen zusätzlichen intensiven Schulungs- und Ausbildungsaufwand sowie Instandhaltungsaufwand zu übernehmen“, wie auch den Mitgliedern im Arbeitskreis Tunnel im Landesfeuerwehrverband Steiermark und den Kameraden der Stützpunktfeuerwehren für die konstruktive Mitarbeit im Zuge der gesamten Beschaffung – vom Konzept bis hin zur Auslieferung der Fahrzeuge seinerseits gedankt wurde.
Einen abschließenden Dank richtete Grangl an die ASFINAG, da die Finanzierung der Spezialfahrzeuge zu 100 Prozent aus Mitteln, welche von der ASFINAG zur Betreuung der Autobahn-Tunnelanlagen zur Verfügung gestellt werden, erfolgt ist.
Den Abschluss der coronabedingt „symbolischen“ Fahrzeugübergabe bildeten die Grußadressen der beiden politischen Ehrengäste. In Vertretung von Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang würdigte zunächst Gabriele Kolar, 2. Landtagspräsidentin, die Bereitschaft der Stützpunktfeuerwehren, den Betrieb und den Einsatz der Fahrzeuge zu übernehmen und freute sich über ihren „ersten Einsatz bzw. Besuch“ in der Feuerwehrschule. Ferner erinnerte sich Präsidentin Kolar mit Schaudern an den Gleinalm-Tunnelgroßbrand im Oktober 2018, wo über 80 Menschen über die Fluchtstollen aus dem Tunnel gerettet werden mussten. Als „Glückbringer“ hatte Kolar kleine Figuren des Hl. Florian im Gepäck, welche sie im Anschluss an den rund 30-minütigen Festakt an die Vertreter der Stützpunktfeuerwehren verteilte – mit dem Wunsch, dass die Kamerad*innen stets wohlbehütet von allen Ausrückungen zurückkommen mögen.
Bundesrat-Vizepräsident Mag. Christian Buchmann überbrachte die Grüße und die Glückwünsche von Landeshauptmann und Feuerwehrreferent Hermann Schützenhöfer und dankte den anwesenden Feuerwehrmitgliedern in seinen Ausführungen für ihren engagierten, couragierten, professionellen und selbstlosen Dienst an den Menschen und an der Gesellschaft. „Mir ist bewusst, was sie alle im täglichen Einsatz für die Menschen, die Tiere und die Umwelt, ja für das ganze Land leisten, um Leib und Leben zu retten, um Hab und Gut zu schützen“. Ferner schilderte Bundesrat Mag. Buchmann ein für ihn prägendes Erlebnis während seiner Zeit, als er als seinerzeit zuständiger Landesrat für die Filmförderung verantwortlich zeichnete – und sich ein Film im Besonderen dem Thema „Tunnelbrand“ widmete. Auch er wünschte den Anwesenden am Ende seiner Ausführungen eine stets gesunde Rückkehr von allen Ausrückungen und Einsätzen.
Text: Thomas Meier, MA; Ing. Thomas Rauch. Fotos: Franz Fink